Kronen Zeitung

Heiliger Petrus

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Alsdann, de G schicht war a so“, berichtete der 57- jährige Krankenpfl­eger Karl C. dem Bezirksric­hter. „ I bin unlängst in mein weißn G wandl zum Friseur ganga und hab ma mein Vollbart fassoniern lassn; dann bin i no zu an G laser ganga und hab ma an rundn vergoldete­n Bülderrahm­en kauft; und dann bin i zu an Wirtn eine und hab ma a Krügl Bier vergunnt.

Na, i sitz so beim Wirtn, sitzt aner gegenüber von mir und schlaft. Ab und zu hat er mi mit an Aug angschaut, hat im Schädl beidlt und hat weida gschlafn; nach aner Wäu is er aufgwacht und hat mi gfragt: , D erf i jetzt eine oder net?‘

I sag zu eahm: , Wo wolln S denn eine?‘

Schaut er ganz bled und sagt: , Na, san Se net der häuliche Petrus? Bin i am End gar scho munter? Hörn S! I hab de ganze Zeit tramt, i sitz bei Ihna in der himmlische­n Portierslo­ge und wart bis S mi einelassn! So was D epperts, jetzt hab i mi girrt! Was setzn S Ihna denn aa mit an weißn G wandl und mit an langen Bart zu mein Tisch? Se habn sogar an Heiligensc­hein!‘

Sag i: , D es is doch a Bülderrahm­en, der hinter mir hängt!‘

Mant er: , D e Sache is ma unangenehm, weil i scho lang daham sein sollt! Mir is ja gleich a bissl komisch vurkumma, dass Se als göttlicher Pförtner an an Freitag Würschtln mit Saft essn und de Kellnerin ganz verliebt anschaun, aber als klaner Anwärter auf de ewiche Selichkeit geht mi des nix an. Se habn mi nur sehr in de Zwickn gnumma in mein Traum! Se habn gsagt, Se müassn im goldenen Buch nachschaun, ob i überhaupt a paar gute Werke vollbracht hab! Mi hats ja gleich gwundert, dass Se in dem goldenen Buch auf Seite fünf an blonden Engel ohne Unterwäsch­e abgebüldet habn, aber jetzt waß i, dass des de > Kronen Zeitung< is! Fix no amal, so a Bledsinn! Wia kamma denn des passiern, dass i Ihna fürn häulichn Petrus halt? I sollt scho lang daham sein, und Se gaukeln ma da eine hehre G estalt vor! A Arroganz, was de Leit habn! Hängt se an Bülderrahm­en hintern Schädl, dass a Tramater glaubt, er hat an G lorienstra­hl!‘

D amit war de D ebatte beendet, weil es hat eahm sei Frau ohgholt. Er wollt mi no verzweifel­t als Alibi verwenden, aber sei G attin, ein nüchternes Weib, hat eahm anständig de Levitn glesen. Bei der büaßt er eh seine Sündn oh! Wann der amal ex geht, lasst eahm der Petrus als a ungschaute­r bei an Hintertürl eine. Heilig wia er is.“

Ein Streit wegen der Zeche („ Mir hat aa tramt, es gibt kan Wein mehr!“) wurde vom Richter beigelegt.

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