Auf den Spuren des Graugans- Vaters
Die von Menschen geprägten Grau gänse und ihre frisch geschlüpften Küken, viele kluge Raben, das verwitterte B an kerl vorm Haus– alles noch so, als hätte Konrad Lorenz das Alm tal( O Ö) gerade erst verlassen. Auf den Spuren des großen Nobelpreis trägers ...
Graugänse sind auch nur Menschen“, lacht der sympathische Verhaltensbiologe Kurt Kotraschal, der in der Konrad Lorenz Forschungstelle sorgsam das Erbe seines Vorgängers hütet. Ruhe liegt über dem Tal und eine Ahnung von Ewigkeit. Nur einmal kurz die Augen schließen und Lorenz käme ums Eck, denke ich mir. Doch dann reißen mich wundersam melodische Vogellaute aus diesem Tagtraum.
„ Unsere Graugänse haben alle Namen. Das hier ist die , Sinda‘, dort landet gerade , Blasius‘ und , Gurnemanz‘ ist auch nicht weit. Füttern erlaubt“, ermuntert mich der international renommierte Wissenschafter, bekanntlich auch durch seine Wolfsforschung in Ernstbrunn ( NÖ) hoch angesehen. „ Wir könnten den Vögeln auch Nummern geben, aber Namen
merkt man sich eben besser. Kollegen, die täglich mit den Tieren arbeiten, erkennen ihre Schützlinge sofort am Gesicht“, fügt Kotrschal hinzu. Doch da ist ohnehin diese besondere Mensch- Vogel- Beziehung, der wissenschaftlichen Herzenssache von Lorenz, für die er 1973 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
Als dann: Gleich beim Schlüpfen werden die Gös- sel, die Küken also, auf die ersten Wesen, die sie sehen, die sich bewegen und Laute ausstoßen, greprägt. Auch auf Menschen. Diese innige Bindung lässt allerdings mit zwei Jahren nach. Dann nämlich, wenn sie sich auch in der Natur verpaaren und von den Eltern abnabeln. Begonnen hatte die wunderbare Almtaler Öko- Erfolgsgeschichte mit „ Martina“, der ersten schnatternden Liebe des später in Ehren ergrauten Konrad Zacharias. Die zog er 1936 in der elterlichen Villa in Altenberg ( NÖ) auf.
Zum Ursprung der Grünauer Schar: Sie wurde von Konrad Lorenz 1950 im Westfälischen Buldern begründet, wo ihm die Max Planck Gesellschaft sein erstes Forschungsinstitut einrichtete. Von dort übersiedelte Lorenz mit einem Zwischenstopp im kleinen ober- bayrischen Forscherdorf Seewiesen samt seinen freifliegenden Schützlingen 1973 nach Grünau. Ihre gefiederten Nachkommen schnattern heute noch behütet hier in dieser Idylle. Allein durch das beeindruckende Schauspiel Hunderter weidender Gänse wird die Erinnerung an den weltberühmten, 1989 in Wien verstobenen Forscher, niemals verblassen lassen . . .