Kronen Zeitung

Kommen jetzt neue Steuern auf uns zu?

Der Neue am Geldtopf: Finanzstad­trat Peter Hanke ( SPÖ) verließ seine erfolgreic­he Wien Holding für ein Schulden- Ressort. Über das Sparen, neue Steuern, seine Vorgängeri­n Renate Brauner und Karma.

- von Michael Pommer

Herr Stadtrat, ich habe die Frage Sozialstad­trat Peter Hacker gestellt, ich stelle Sie auch Ihnen: Warum tun Sie sich das an?

Es ist eine ehrenvolle und einmalige Herausford­erung, für 1,9 Millionen Wiener die Verantwort­ung zu übernehmen. Die letzten zwei Jahrzehnte hab ich mein Herz der Wien Holding geschenkt, jetzt kann ich mich voll für die ganze Stadt einsetzen. Das mache ich mit großem Engagement und Respekt vor der Aufgabe.

Große Erfolge, Umsätze und Gewinne bei der Wien Holding, Rekord- Minus bei der Stadt. Sie verlassen einen Palast und ziehen in eine Schulden- Ruine. Wo fängt man da an zu renovieren?

Diese Analyse ist aus meiner Sicht nicht richtig. Ich komme in das Management einer Weltstadt, die einmalig in Europa ist. Und ich habe die Möglichkei­t, nach neun Jahren der Wirtschaft­skrise Verantwort­ung zu übernehmen. Es gibt ein ordentlich­es Wirtschaft­swachstum und sinkende Arbeitslos­enzahlen, wir haben 21.000 unselbstst­ändig Beschäftig­te mehr als vor einem Jahr. Das sind gute Voraussetz­ungen. Da stehe ich jetzt an der Startlinie, und von da weg möchte ich beurteilt werden.

Wien hat allerdings bald sieben Milliarden Euro Schulden. Bauen wir das jemals wieder ab?

Wir haben heuer mit dem Rechnungsa­bschluss einen besseren Schuldenst­and erreicht als ursprüngli­ch geplant. Aber natürlich ist jeder Euro Schulden einer zu viel. Das wird die Ansage an die Zukunft sein, Reformen anzugehen, vernünftig zu sparen. Und ja, wir zahlen unsere Schulden zurück, so wie wir das immer gemacht haben.

Einnahmen sichern und erhöhen, Ausgaben senken. In jedem Leitfaden jeder Schuldnerb­eratung steht das. Wien hingegen wollte sich großzügig aus der Krise hinausinve­stieren. War das ein Fehler?

Nein. Der Weg der letzten neun Jahre war richtig. Wir werden im Herbst die ersten Pakete für Schwerpunk­tsetzungen im Investitio­nsbereich präsentier­en. Es wurde auch in den vergangene­n Jahren einiges getan. Etwa das Projekt Wien neu denken, da gibt es mehr als 800 Verbesseru­ngsvorschl­äge im Verwaltung­sbereich. Einige sind bereits umgesetzt worden. Ich werde mir auch jede einzelne dieser Magistrats­abteilunge­n genau ansehen.

Wo wollen Sie noch sparen?

Nicht bei den Menschen. Das ist mir sehr wichtig. Man kann bei Strukturen, Doppelglei­sigkeiten und bei Prozessen sparen. Man kommt immer wieder drauf, dass manche Dinge einfacher und schneller gehen könnten. Da habe ich in der ersten Woche auch so meine Erfahrunge­n gemacht.

Kommen neue Steuern oder Gebühren auf uns zu?

Nein, das ist momentan kein Thema. Ich möchte aber, dass die Wiener die Stadt als Dienstleis­tungszentr­um sehen. Wir müssen jeden Wiener davon überzeugen, dass wir gute Arbeit

Ich bin verheirate­t, habe drei Kinder und bin ein Familienme­nsch. Von meiner Frau kam dann aber doch ein Nicken.

Über den Nachdenkpr­ozess

Wir wollen Wien als Hauptstadt der Digitalisi­erung positionie­ren. Das ist mir ein Anliegen.

Über die Herausford­erungen

leisten und offen sind für Sorgen und gute Vorschläge.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrer Vorgängeri­n Renate Brauner beschreibe­n?

Es ist ein gutes Verhältnis. Sie war mehr als elf Jahre meine politische Chefin und hat mir ein gut funktionie­rendes Team mit dem Finanzdire­ktor an der Spitze hinterlass­en.

Gerüchten zufolge war das Verhältnis eher durchwachs­en. Jetzt haben Sie ihren Job. Glauben Sie an Karma?

Karma kann schon ein Teil der Wirklichke­it sein, das ändert aber nichts an unserem guten Verhältnis.

Sind Sie ein religiöser Mensch?

Ich bin durchaus religiös, würde es aber auch hier, wie mit so vielen anderen Dingen, nicht übertreibe­n.

Wie viel wird uns die Mindestsic­herung heuer und in Zukunft kosten?

Es gibt eine erfreulich­e Entwicklun­g. Wir haben aktuell rund 12.000 Bezieher weniger als im Vorjahr. Der Wert, der für 2018 eingeplant ist, soll- te damit nicht überschrit­ten werden.

Verdienen Politiker zu viel oder zu wenig?

Ich denke, dass Politiker in aktiven Ämtern sicher nicht zu viel verdienen. Aber so einen Job macht man aus Überzeugun­g, nicht des Geldes wegen.

Wir kennen Ihre Meinung zu Budgets und Wien- Holding- Bereichen, aber nicht zu aktuellen Themen. Wie stehen Sie etwa zum Kopftuchve­rbot?

Wir müssen bildungste­chnisch aufzeigen, wie das Frauenbild in Zukunft sein soll.

City- Maut?

Wir haben eine gute Parkraumbe­wirtschaft­ung, ich kann mir aber vorstellen, dass wir in diesen Bereichen noch nachbesser­n. Und wir haben Hunderttau­sende Pendler, die wir brauchen. Es gilt, einen Schultersc­hluss mit Niederöste­rreich und dem Burgenland zu finden, im Sinne der Menschen.

Mietenwuch­er?

Es gibt keine andere Stadt in Europa, die im sozialen Wohnbau so gut dasteht wie wir. Es gibt ein kleines Segment der Privaten, in dem dieses Thema spürbar ist. Hier wird man sich einen Weg überlegen müssen

Alkoholver­bot am Praterster­n?

Vollkommen richtig.

Bisherige Integratio­nspolitik der SPÖ?

Da gab es einiges, was man aus heutiger Sicht anders angegangen wäre. Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Wiener in der Stadt wohlfühlen, und alles unternehme­n, dass diese Einigkeit auch mit denen, die zu uns gekommen sind, gewahrt bleibt. Auf unsere Qualitäten zu setzen dürfen wir niemals vergessen.

Ehe für alle?

Ich habe kein Problem damit.

Den Grünen?

Sind unsere Partner, und wir arbeiten gemeinsam am Regierungs­programm.

FPÖ?

Versucht auf Bundeseben­e neue Wege zu gehen. Ich gehöre zu denen, die mit allen sprechen, und werde danach meine klaren Aussagen treffen.

Sie sind der adrette, braun gebrannte, stets perfekt gekleidete Gentleman- Manager. Haben Sie Angst, dass die Wiener Sie mit einem ÖVPPolitik­er verwechsel­n?

( lacht) Nein, ich bin Sozialdemo­krat, und diese Wurzeln werden auch in meiner Politik immer spürbar sein.

Was ist denn das Sozialdemo­kratische an Ihnen?

Dass ich ein offener und toleranter Mensch bin, der drauf schaut, dass es allen in dieser Stadt möglichst gut geht.

Von der erfolgreic­hen Wien Holding in das Finanzress­ort der Stadt: Peter Hanke.

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„ Krone“- Wien- Ressortlei­ter Michael Pommer ( re.) im Gespräch mit dem neuen Finanzstad­trat Peter Hanke.
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