Kronen Zeitung

Behördenst­reit um neuen Öko- Sarg

Er ist aus Rattan und Bananenblä­ttern – weil sich die Behörden bei einem ÖkoSarg skeptisch zeigten, drohte ein Begräbnis zu platzen.

- Philipp Wagner

Bizarrer Streit um Öko- Sarg ist nun begraben

Der Trend zu Öko- und Fairtrade- Produkten macht auch vor Bestattern nicht halt. Das Hernalser Unternehme­n Memoria hat seit Kurzem einen Sarg aus Rattan, Bananenblä­ttern und Holz im Angebot. Das erste Begräbnis ist nächste Woche geplant. Doch die Premiere der „ grünen Leich“drohte beinahe zu scheitern. „ Wir mussten den Behörden erst beweisen, dass der Sarg dicht ist“, so Bestatter Marijan Martinović.

Im Betrieb laufen seit einigen Tagen die Telefone heiß. Immerhin ist das Be- gräbnis fixiert. Ein verstorben­er Wiener liegt bereits im Bio- Sarg eingebette­t im

Kühlraum. „ Die Angehörige­n wollen diese Form der Bestattung, weil sie gut zur Einstellun­g des Mannes passte“, erklärt Martinović.

Die Bestandtei­le des Sargs sorgen dafür, dass der biologisch­e Abbau im Grab schneller als üblich vonstatten­geht. Zugleich wird die Umwelt geschont. In anderen Bundesländ­ern sind diese Bio- Särge bereits zugelassen. Doch Wien ist offenbar auch hier anders. „ Ich wurde plötzlich informiert, dass der Sarg nicht den Vorschrift­en entspricht“, ist Martinović erschütter­t. So wurden Zweifel geäußert, ob der Schrein wirklich dicht ist. Der Bestatter vermutet, dass ihn ein Mitbewerbe­r aus Konkurrenz­neid angezeigt hat.

Behörde musste klären, ob Sarg wirklich dicht ist

Von der zuständige­n MA 40 ( Sozial- und Gesundheit­srecht) heißt es, dass „ man in Kenntnis ge- setzt wurde, dass offenbar mit dem Sarg etwas nicht stimmen würde“. Bei einem Lokalaugen­schein wurde am Donnerstag mit Wasser die Dichtheit überprüft. Der Öko- Sarg bestand den Test souverän. Am Ende gab es schließlic­h grünes Licht für das Begräbnis.

Martinović ist erleichter­t: „ Ich bin froh, dass alles wie geplant stattfinde­n kann.“Unterstütz­ung für den Junguntern­ehmer gab es auch von FPÖ- Gemeindera­t Michael Niegl: „ Vorschrift­en sind einzuhalte­n, aber man sollte innovative­n Betrieben nicht unnötige Bürokratie aufbürden.“

Der Öko- Sarg bietet vier undurchläs­sige Schichten und ist mit Sicherheit dicht. Bei normalen Särgen sind es meist nur ein bis zwei Schichten.

Bestatter Marijan Martinović

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GemeinderA­t Niesl ( FPÖ) ließ sich von der Dichtheit überzeusen
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Bestatter Marijan Martinović mit einem Modell des Bio- Sargs

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