Strafzölle oder nicht?
Ob die von Donald Trump verhängten Zölle auf Stahl und Aluminium Schutz- oder Strafzölle sind, hängt sehr von der jeweiligen Betrachtungsweise ab und ist im Prinzip nicht sehr relevant. Für die betroffenen Branchen werden sie gewisse Auswirkungen haben, die jedoch weitgehend überschaubar bleiben sollten. Die EU denkt nun ihrerseits über „ Revanchezölle“– etwa auf Jeans, Whisky und US- Motorräder – nach. Das ist zwar menschlich verständlich, aber gewiss nicht die Lösung bzw. das Gelbe vom Ei.
Eine solche Maßnahme könnte den amerikanischen Blondschopf zu weiteren unklugen Reaktionen, etwa nach dem Motto „ Wenn du mir mein Schauferl wegnimmst, mache ich deine Sandburg kaputt“verleiten, und dann könnte sich die gegenwärtige Kabarettnummer zu einer ernsteren Situation, wie etwa zu einem echten Handelskrieg, ausweiten. Niemand wünscht sich das.
Die EU sollte eher aus der Situation gelernt haben und die richtigen Konsequenzen ziehen, d. h. sich wieder stärker dem natürlichen Partner Westeuropas, nämlich der Russischen Föderation, zuwenden. Der russische Präsi- dent ist ein ausgeprägter Pragmatiker, der sich deutlich weniger als sein US- Kollege bei Entscheidungen von persönlichen Emotionen leiten lässt.
Die EU müsste allerdings über diverse eigene Schatten springen, eine ganze Reihe liebgewordener Vorurteile ehrlich hinterfragen und über Bord werfen, sowie das Verhältnis zu Russland auf ganz neue Grundlagen stellen.
Russland war stets – auch in der sowjetischen Periode – ein verlässlicher Partner und sehr pünktlicher Zahler. Die Russische Föderation wieder stärker ins Boot zu holen, kann für die EU nur von Vorteil und für Donald Trump vielleicht ein Anstoß zum Nachdenken sein. Der Gedanke eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes von Lissabon bis Wladiwostok wurde schon wiederholt von etlichen bedeutenden Persönlichkeiten aus Ost und West ins Spiel gebracht. Vielleicht heute noch eine Utopie?
Die Geschichte hat schon wiederholt gezeigt, dass Utopien manchmal fast über Nacht Wirklichkeiten werden können.