Der Geist wird in Bewegung gesetzt

Belvedere 21: Retrospektive „ Alexander Kluge. Pluriversum“( bis 30. September)

„ Die poetische Kraft der Theorie“lautet der Untertitel der Ausstellung über einen der letzten deutschen Denker mit vielen Facetten: Alexander Kluge, Filmemacher, Autor, Drehbuchschreiber und Jurist steht im Mittelpunkt des BelvedereSchwerpunkts zum Aufbruchsjahr 1968. Und wird im Rahmen der umfassenden Schau als einer der wenigen Universalgelehrten Europas geehrt.

Kluges Universum des Denkens und des Umsetzens seiner Gedanken manifestiert sich in der Ausstellung „ Pluriversum“– sie entstand für das Folkwang Museum Essen und wurde vom Belvedere in leicht aktualisierter Form übernommen – perfekt. Dabei wird nicht nur der einstige Vertraute von Theodor W. Adorno spürbar, sondern auch ein Geist, der stets in seiner Zeit Dinge, Geschehnisse und Umbrüche für sich und andere interpretierte.

Philosophisches steht bei Kluge neben Künstlerischem, die Weltbetrachtung neben dem Hinterfragen von Zuständen: Er will mit seinem Werk das Denken und Fühlen des Menschen „ in Bewegung setzen“. Die Ausstellung gewährt aber auch Einbli- cke in die Arbeitsweisen Kluges, zeigt seine Versuche, Querverbindungen zu schaffen, aber stets mit den Zeiten, der jeweiligen Gegenwart verbunden. Kluges „ Minutenfilme“sind da ebenso zu sehen wie die „ Sternenkarte der Begriffe“oder neue, für die Schau entstandene Arbeiten.

Alexander Kluge ( links): Still aus dem Streifen „ Blick in den Abgrund der Sterne“( 2017, oben); Still aus „ Schwarze Augen“( unten). Philosophische Gedanken im Vorspann: Still aus „ Die Vernunft ist ein Balance- Tier“von 2017 ( unten).