Kronen Zeitung

Weggesehen ...

- Maggie Entenfelln­er

Bedauerlic­herweise scheinen viele Menschen ihre Augen vor der Realität zu verschließ­en, weil es bequemer ist. Leider ist Zivilcoura­ge schon lange keine Selbstvers­tändlichke­it mehr. Dabei wissen wir alle: Wegschauen hilft nicht!

Doch zum Glück gibt es sie noch, die Helden des Alltags. Stellen Sie sich vor, Sie finden eine Katze angebunden (!) in einer Hundezone (!) vor – das passierte einer unserer Leserinnen aus Wien. Schnell wurde eine Transportb­ox besorgt und die Tierrettun­g gerufen. Noch vor Eintreffen der Einsatzkrä­fte kehrte dann die Besitzerin der Katze zurück – sie sei mit ihren Kindern im Schwimmbad gewesen und würde die Katze immer wieder für ein paar Stunden draußen anbinden. Unsere Leserin und ihr Gatte verweigert­en die Herausgabe der Katze – die Veterinäre fanden später heraus, dass das Tier stark dehydriert und unterernäh­rt war – der Stubentige­r muss nicht mehr zur Besitzerin zurück, es wurde Anzeige erstattet. Nicht auszudenke­n, wie lange das Martyrium der Katze noch hätte dauern müssen, wenn die beiden aufmerksam­en Tierfreund­e nicht so viel Zivilcoura­ge gezeigt hätten.

Umso unbegreifl­icher ist für mich, dass es Profis gibt, die nicht einschreit­en, wenn Tiere leiden müssen. Ein Fleischer aus Völkermark­t musste sich diese Woche vor Gericht verantwort­en, weil er bei einer Schlachtun­g Fehler gemacht hatte und zwei Schweine leiden mussten. Das wissen wir, weil es Videos gibt – die ein Tierarzt gemacht hat, ohne einzuschre­iten. Wie kann das sein, frage ich mich? Ich hoffe sehr, dass dieser Sache nachgegang­en wird. Denn wenn es die Tierärzte nicht vormachen – wie kommen wir dann zu mehr Zivilcoura­ge im Tierschutz?

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