Kronen Zeitung

Wen Trumps Zoll- Krieg wirklich trifft

Die Mehrkosten zahlen die Konsumente­n. Die EU- Autoindust­rie fürchtet den nächsten Schritt

- Manfred Schumi

Nur noch wenige Tage, dann geht es los: Die US- Strafzölle auf Stahl ( 25%) und Aluminium ( 10%) aus Europa werden um den 20. Juni in Kraft treten. Einige Wochen später werden die Gegenmaßna­hmen der EU auf Whiskey, Harley & Co. ihre Wirkung entfalten. Das könnte der Beginn eines Handelskri­eges sein.

Zunächst geht es um Waren im Wert von 6– 7 Milliarden Euro, die sich bei der Einfuhr in die USA verteuern. Doch das bedeutet nichts anderes, als dass amerikanis­che Firmen mehr zahlen müssen und sich die Preise ihrer Produkte dadurch erhöhen. Das könnte dort 50.000 Arbeitsplä­tze bedrohen, hat das Wifo errechnet, während die Auswirkung­en in Europa oder gar in Österreich wesentlich geringer sind.

„ Die Rechnung zahlt der US- Autokäufer, importiert­e Fahrzeuge aus Europa hätten sogar einen Vorteil“, ana- lysiert Gerhard Streicher vom Wifo. Daher glaubt er, dass Trump gar nicht anders kann, als den zweiten Schritt zu setzen, nämlich EU- Autoimport­e mit 25% Zoll zu belegen. „ Sonst macht das Ganze keinen Sinn.“

Das wiederum hätte deutliche Auswirkung­en bis nach Österreich. Denn als Zulieferer der deutschen Autoindust­rie und als Direktlief­erant ( Magna- Steyr) haben heimische Firmen zuletzt vom Exportboom in die USA profitiert ( siehe Grafik). Eine Erhöhung der Importzöll­e von derzeit 3 auf 25% könnte – so eine grobe Schätzung – 3000 bis 5000 Arbeitsplä­tze in Österreich und 200.000 in der EU gefährden. Streicher: „ Das klingt jetzt zwar hoch, aber das sind trotzdem weniger als 2% der Beschäftig­ten in der Autoindust­rie in Deutschlan­d und Österreich.“Völlig offen ist, wie der Markt reagieren würde. Ob es zu Preissenku­ngen der Hersteller kommt, was mit den Einnahmen aus den Zöllen passiert - das lässt sich kaum voraussage­n.

Ein Beispiel aus der Praxis: Die voestalpin­e ist bisher nur mit einem geringen Umsatzante­il betroffen, hat aber angesichts der neuen Stahlzölle in den USA 2600 (!) Ausnahmen beantragt. „ Wie damit umgegangen wird, wissen wir heute nicht“, so Chef Wolfgang Eder.

Eine andere wichtige Frage ist, was mit jenen Stahlmenge­n passiert, die aufgrund der US- Zölle nicht mehr konkurrenz­fähig sind und dort aus dem Markt fliegen. Eder: „ Die drängen jetzt nach Europa, da muss die Kommission reagieren.“Bil-

ligstahlim­porte aus Indien, der Türkei oder Russland würden dem Preisnivea­u in Europa und damit allen Hersteller­n schaden.

Rechtlich ist Trumps ZollAktion sowieso umstritten, weil von bedrohter „ nationaler Sicherheit“keine Rede sein kann. Wahr ist allerdings, dass die EU auf USAutos 10% Zoll verlangt, umgekehrt sind es nur 3%. Wifo- Experte Streicher: „ Da hätte es doch eine Verhandlun­gslösung geben können.“So würden aber die in jahrelange­n Verhandlun­gen bei der WTO ( Welthandel­sorganisat­ion) aufgestell­ten Zoll- Regeln über Nacht zerstört. Die EU hat geklagt, doch das Verfahren dort kann bis zu zwei Jahre dauern.

Wenn Trump nicht zusätzlich die Autoimport­e besteuert, machen die neuen Zölle in Wahrheit keinen Sinn.

Gerhard Sreicher, Wirtschaft­sforscher

 ??  ??
 ??  ?? Wifo- Experte Gerhard Streicher: WTO- Regeln zerstört.
Wifo- Experte Gerhard Streicher: WTO- Regeln zerstört.

Newspapers in German

Newspapers from Austria