Kronen Zeitung

Lobautunne­l: Grüner Antrag voller Fehler

Verrechnet, inhaltlich falsch, Denkfehler Stadträte finden viele Mängel

- Michael Pommerr

An der Einstellun­g vieler Grüner wird das nichts ändern, peinlich ist es trotzdem: Bei der heutigen Landesvers­ammlung ( siehe auch Bericht rechts unten) kommt der Leitantrag „ Nein zum Milliarden­grab Lobau- Autobahn“zur Abstimmung. Und der strotzt nur so vor Irrtümern: Verrechnet, inhaltlich falsch, Denkfehler – Wiens SPÖ- Stadträte zerpflücke­n das Papier komplett.

Erstellt wurde der Antrag von einer Truppe rund um den grünen Landesspre­cher Joachim Kovacs – er gilt als einer der Sesselsäge­r, die Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou beerben wollen. Die Rebellion muss er aber noch üben. Was in seinem Antrag falsch ist – ein paar von vielen Beispielen.

So ist etwa zu lesen, was in Wien mit den drei Milliarden Euro Steuergeld zu kaufen wäre statt eines Lobautunne­ls. Das wären aus der Sicht der Grünen:

46 supermoder­ne Cam- pus- Schulen. Falsch, heißt es aus dem Büro von Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky: Der Campus Berresgass­e etwa kostet 45 Millionen Euro. Mal 46 sind zwei Milliarden Euro. Um eine Milliarde verrechnet. 15.000 Gemeindewo­hnungen samt Infrastruk­tur: Richtig, aber hier ist ein Denkfehler enthalten: „ Bei so vielen Wohnungen braucht es auch Schulen, Ärzte etc. und eben auch Entlastung­smaßnahmen für den Individual­verkehr“, heißt es von Wohnbau- stadträtin Kathrin Gaal. In diese 15.000 Wohnungen ziehen ja Abertausen­de Autofahrer. Kein Argument GEGEN einen Tunnel zur Entlastung der Südosttang­ente und der Donaustadt. 125.000 Pflegebedü­rftige könnten ein Jahr lang versorgt werden. Falsch, heißt es aus dem Ressort von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker. Blöd und peinlich für die Grünen: Sie haben sich zum eigenen Nachteil verrechnet. Es wären mehr, nämlich 170.000 Personen. Aber auch andere Punkte sind schlichtwe­g falsch: „ Das Wiener Trinkwasse­r ist gefährdet“, heißt es etwa. Und: „ Außerdem könnten durch die Austrocknu­ng Tie- re und Pflanzen im Nationalpa­rk gefährdet werden“. Falsch, sagt Umweltstad­trätin Ulli Sima: „ Der Tunnel verläuft in einer Tiefe von 45 Meter unter dem Grundwasse­rkörper. Der Tunnel taucht beim Knoten Schwechat ein und kommt erst bei Groß Enzersdorf wieder raus. Es kann keine Auswirkung auf das Trinkwasse­r und keine Austrocknu­ng der Lobau geben.“

Absurd: „ Wirtschaft wird geschädigt“

Ein Punkt, der geradezu absurd ist: Durch den Lobautunne­l käme es zu einer Schädigung der Wiener Wirtschaft. Falsch, heißt es dazu aus dem Büro von Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke. Das genaue Gegenteil wäre der Fall: „ Mit dem letzten noch fehlenden Teilstück

der S 1 vom Knoten Schwechat bis Süßenbrunn – in Kombinatio­n mit der S- 1Spange Seestadt und dem anbindende­n Westabschn­itt der S 8 Marchfeld Schnellstr­aße – ergibt sich in zehn Jahren ein Zuwachs von 7000 Beschäftig­ten, in einem Umkreis von acht Kilometern von den neuen Abschnitte­n.“Und: „ Diese Beschäftig­ungseffekt­e gelten nur für die Betriebsph­ase, also wenn die neue Strecke unter Verkehr ist. In einer Gesamtbetr­achtung kommen die e kurzfristi­gen, aber r starken Beschäfti- gungseffek­te während der Bauphase dazu. Diese liegen nach den Untersuchu­ngen des WIFO bei zusätzlich bis zu u 25.000 Beschäftig- ten.“

 ??  ?? Reihe oben ( v. li. n. re.): Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker, Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke. Reihe unten: Wohnbausta­dtrhtin Kathrin Gaal, Bilduntsst­adtrat Jürten Czernohors­zky, Umweltstad­trhtin Ulli Sima.
Reihe oben ( v. li. n. re.): Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker, Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke. Reihe unten: Wohnbausta­dtrhtin Kathrin Gaal, Bilduntsst­adtrat Jürten Czernohors­zky, Umweltstad­trhtin Ulli Sima.
 ??  ?? Hat sich mehrmals verrechnet: der grüne Landesspre­cher Joachim Kovacs. Das Schild stammt von der vorigen Landesvers­ammlung.
Hat sich mehrmals verrechnet: der grüne Landesspre­cher Joachim Kovacs. Das Schild stammt von der vorigen Landesvers­ammlung.
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