Kronen Zeitung

Was den Kanzler in Israel erwartet

Kriegsbere­itscha ft und Vorwürfe a n EU :„ Kurz könnte vermitteln.“ „ W ir hätten gern ein Europa , da s uns uma rmt, sta tt ständig kritisiert.“

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TEL AVIV/ JERUSALEM. Am Himmel lärmen die neuen F- 35- Kampfjets, in den TV- News folgt ein Beitrag über den Hamas- Terror dem anderen – und in Israel spricht man gerne über ein „ Aufräumen“, über einen großen Militärsch­lag gegen die vom Iran unterstütz­ten Milizen: Der US- Präsident sei auf der Seite Israels, und Europa, das Israel „ ohnehin nicht versteht“, sei „ schwach wie noch nie“. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz reist heute in ein Land, das von ihm viel erwartet.

Besser jetzt Krieg als in drei Jahren“, sagt der Analytiker und Sicherheit­sexperte des israelisch­en National Security Council Daniel Schueftan beim Treffen mit der „ Krone“in seinem Appartemen­t in Tel Aviv. Der frühere Berater der Ministerpr­äsidenten Yitzhak Rabin und Ariel Sharon hält einen Präventivk­rieg gegen Hisbollah und Hamas, die vom Iran unterstütz­t werden, „ für gut möglich“: „ Wir haben hier nicht Europas Gemütlichk­eit. Wir sind im Nahen Osten.“Das Ziel der Israelis sei aber nicht „ Araber zu töten, sondern einfach hier gut leben zu können.“

Offensive Israels gegen Hisbollah „ gut möglich“

Und Dan Schueftan nennt mehrere Gründe für einen baldigen Militärsch­lag Israels: „ Erstens ist unsere Armee dramatisch besser und stärker als jene aller möglichen Gegner. Zweitens heißt – thank God – der US- Präsident nun Donald Trump und nicht Barack Obama. Der handelte ja wie ein Europäer. Drittens wollen die Russen keine Konfrontat­ion mit uns: Sie erreichen in Syrien mit minimalen Kosten maximalen Erfolg.“

Und zu den Gefahren eines iranischen Gegenschla­gs auf die israelisch­e Zivilbevöl­kerung meint Dan Schueftan: „ In diesem Fall würde Israel den Iran zerstören. Erfolgreic­he Friedensve­rhandlunge­n sind kaum möglich. So lange die Hamas in Gaza ist, wird es dort Terror geben.“

Etwas mehr Optimismus für einen Nahost- Friedenspr­ozess zeigt der frühere UN- Botschafte­r Israels, Ron Prosor: „ US- Präsident Trump wird in einigen Monaten einen neuen Friedens-

plan vorlegen.“Aus Brüssel sei aber nichts zu erwarten, meint Prosor im „ Krone“Gespräch in Jerusalem: „ Die EU wurde durch Brexit, den Streit mit Osteuropa und die Situation in Italien noch schwächer.“Deshalb werde Ministerpr­äsident Netanjahu „ direkt mit Berlin, Paris, London, aber nicht mit Brüssel sprechen.“

Kurz hat Chance auf Nahost- Vermittler­rolle

Der Diplomat sieht daher auch „ eine große Chance“ für Österreich­s Kanzler, der am Samstag in Israel eintrifft: „ Wenn Sebastian Kurz das in die Hand nimmt und sagt, wir Europäer müs- sen auch die Israelis verstehen, bringt das Österreich wieder in eine interessan­te Nahost- Vermittler­rolle in der Weltpoliti­k.“

Für Kanzler Kurz wäre es nicht allzu schwer, in Israel Erfolg zu haben, sagt Ron Prosor: „ Einfach Empathie für uns zeigen. Wir hätten gerne ein Europa, das uns umarmt und nicht mit dem Finger auf uns zeigt. Und Sebastian Kurz repräsenti­ert eine neue Generation.“

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Dan Schueftan
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Ron Prosor

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