Idyllischer Kitsch!
Wiener Festwochen
Eine „ Winterreise“mit Bildern aus Flüchtlingslagern, arrangiert von Kornel Mundruczó! Was diese Produktion bei den Wiener Festwochen zu suchen hat, kann sich das Publikum jetzt fragen . . .
Zur Erinnerung! Festwochen 2014: Schuberts „ Winterreise“zu Filmen von William Kentridge. Musik und Bild verschmelzen zum ergreifenden Erlebnis. Festwochen 2018: „ Winterreise“in der Regie von Kornél Mundruczó. Er missbraucht Schuberts Liedwanderung, um schon mit „ Fremd bin eingezogen, fremd zieh ich wieder aus“mit Bildern von Flüchtlingen im Lager zu illustrieren. Idyllische, ästhetisch propere Filmbilder. Menschen diverser Ethnien, als ginge es um eine Benetton- Werbung.
Auf einer Leinwand hinter einer Bühne voller Kunstschnee: János Szemenyei singt mit ungarischem Akzent die Lieder bloß herunter. In Hans Zenders Instrumentierung, die Schubert zur Oper aufblasen will, und mit Harfe, Gitarre, Akkordeon biedermeierlich klein macht.
Mundruczós Prinzip: Bei „ Gefrorene Tränen“steigt der singende Flüchtling ins Fußbad. Zum „ Lindenbaum“werden seine Leidensgenossen beim Essen gezeigt, bei „ Auf einem Totenacker“halten sich alle die Finger als Pistole an den Kopf. Und zum „ Leierkastenmann“sieht man Flüchtlingsströme an der Grenze. Fazit: eineinhalb Stunden peinlich unreflektierter Betroffenheitskitsch!