„ Und dann bist du sehr schnell draußen!“
Wie vor der WM in Brasilien 2014 traf sich Jogi Löw auch vor der Titelverteidigung in Russland mit der „ Kronen Zeitung“und gewährte dabei einen Blick in das Seelenleben des DFB- Teamchefs
Erst die Pleite gegen Österreich, dann die Pfiffe für Gündogan beim 2: 1Sieg über die Saudis. Könnt besser laufen?
Dass ein Nationalspieler ausgepfiffen wird, hilft niemandem. Das betrifft ja auch die Mannschaft. Klar, dass das alle beschäftigt, aber man muss jetzt den Blick nach vorne richten. Klagenfurt auch verdaut?
Unbedingt. Das war ja gewollt ( lacht). Verlieren ist ja kein Problem, es geht ums Wie, die Art und Weise. Aber ich bin da auch schuld. Weil ich immer viel wechsle. Die Vorbereitung auf Russland war sonst top, oder?
Absolut. Südtirol war perfekt. Nur mit dem Rad bin ich vom Hotel zum Trainingsplatz nur am Anfang gefahren. Da sind so viele Leute auf mich zugesprungen, Foto hier, Foto da. Ich hab nur gesagt: Leute, jetzt geht’s nicht mehr – ich muss zum Training. Wird aber in Deutschland nicht anders sein?
Das kommt darauf an. Wo, wann, wie. Ins Kino geh ich beispielsweise schon. Ich wohne in Freiburg, und da habe ich mittlerweile ja alle durch mit Fotos ( lacht). Schlimmer ist es in anderen Städten. Auf Flughäfen, in Bahnhöfen. Da hast du keine Sekunde Ruhe. Wenn ich im Zug sitze und die Fans steigen ein, ehrlich: Da würde ich am liebsten aus dem Fenster springen.
Du wirkst aber viel entspannter als vor vier Jahren. Weil du sicher bist, dass du wieder Weltmeister wirst?
Ach, das weiß man nie so genau. Doch mittlerweile weiß ich eben genau, wie es so zugeht bei einem großen Turnier. Du kannst vier Spiele richtig gut sein, plötzlich passiert irgend etwas – und dann bist du sehr schnell draußen. Wie bei der EURO. Selbst das Finale vor vier Jahren hätte leicht verloren gehen können.
Wie tief war das Loch, in das du nach dem WM- Titel gefallen bist?
Tief. Erst war ich voller Euphorie. Und dann war ich plötzlich allein. Und ich dachte: Scheiße, was jetzt? Wann kam die Motivation wieder zurück?
Das hat gedauert. Aber es kam. Bei mir und den Spielern. Fighten, fighten. Wenn wir oben bleiben wollen – und das ist noch schwieriger als raufkommen.
Du hast bis 2022 als DFBTeamchef verlängert. Als Klubtrainer werden wir dich gar nicht mehr sehen?
Doch. Würde mich schon noch drei, vier Jahre reizen. Deutscher Teamchef, das ist jedoch schon was Besonderes. Nur sind mir die Pausen als Teamtrainer oft zu lang. Die größte Herausforderung in Russland wird
. . . . . . die Größe des Landes. Die Reise- Strapazen werden enorm sein. Das wird anstrengend.