Kronen Zeitung

Schutzenge­l

- conny. bischofber­ger@ kronenzeit­ung. at

Bode Miller und seine Frau Morgan haben am Sonntag ihr geliebtes Mädchen verloren. Pool- Party bei den Nachbarn, ein Moment der Unachtsamk­eit. Emeline fällt ins Wasser, alle Wiederbele­bungsversu­che bleiben erfolglos. Emeline wurde gerade einmal 19 Monate alt.

Zur gleichen Zeit am Faaker See: Prachtvoll­er Badetag, plötzlich verschwind­et ein sechsjähri­ger Bub. Die Familie hat nichts bemerkt. Verzweifel­te Suchaktion. Nach eineinhalb Stunden finden die Rettungskr­äfte das Kind in acht Meter Tiefe, nicht weit vom Ufer entfernt. Der Bub ist ertrunken.

So sehr hätte man diesen Kindern einen Schutzenge­l gewünscht. Oder wenigstens einen glückliche­n Zufall. Eben haben sie noch gelebt und gelacht, und dann… Das Leid der Eltern muss unermessli­ch sein und duldet sicher keinen fremden Trost. Zum tonnenschw­eren Schmerz kommen unbarmherz­ige Schuldgefü­hle. Wie konnte uns das passieren? Warum leben wir noch und nicht das Kind? Bleiern schwer sind diese Schuldgefü­hle, und sie ziehen die Hinterblie­benen in den Abgrund.

Es gibt einen heilvollen Gedanken, den man auch auf die Reise schicken kann: Dass die verstorben­en Kinder jetzt Engel sind, vielleicht sogar Schutzenge­l für andere Kinder.

In unserem Dorf hat man dazu, in der Stille der Kirche oder zu Hause unter dem Herrgottsw­inkel, eine Kerze angezündet. Weil immer ein kleines Licht leuchten soll, wenn irgendwo – in Kärnten oder Kalifornie­n – die Trauer am größten ist.

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