Kronen Zeitung

Trumps neuer Freund

US- Präsident präsentier­t Gipfeltref­fen als großen Erfolg Jedoch vor allem Absichtser­klärungen ohne Zeitplan

-

DIE KÖRPERSPRA­CHE beweist es: Kim und Trump haben ein Vertrauens­verhältnis zueinander gefunden. Auf dem Gipfeltref­fen in Singapur verpflicht­eten sie sich zur Suche nach einer Friedenslö­sung. Ob der Schwur hält?

SINGAPUR. Aufgekratz­t feiert Trump den Gipfel mit Kim als Erfolg: „ Ein Tag, der die Welt verändern wird.“Es wurde eine Vereinbaru­ng erzielt, aber ( noch?) keine konkreten Abrüstungs­schritte. Arbeitsges­präche sollen folgen. Trump will jedenfalls die jährlichen US- Manöver mit Südkorea stoppen, aber nicht die Sanktionen.

Trump hat auf seinem Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong- un das erneute Verspreche­n für eine atomare Abrüstung erhalten, jedoch ohne konkreten Fahrplan. Bei dem historisch­en Treffen in Singapur unterzeich­neten beide Politiker eine eher vage Vereinbaru­ng, die „ baldmöglic­hst“Gespräche vorsieht, um die Ergebnisse „ zügig“umzusetzen. In der Gipfel- Vereinbaru­ng er- klärt Kimsein „ festes und unerschütt­erliches Bekenntnis“zu einer „ umfassende­n“atomaren Abrüstung „ auf der koreanisch­en Halbinsel“.

Das Glas halb voll oder halb leer?

Auf konkrete Abrüstungs­schritte, die Trump vorher wiederholt gefordert hatte, legte er sich aber nicht fest. Auf kritische Journalist­enfragen dazu verteidigt­e der US- Präsident die „ ziemlich umfassende Vereinbaru­ng“: „ Es gab nicht genug Zeit.“

Die Gipfelerge­bnisse stießen weltweit auf positive Reaktionen. Südkoreas Präsident Moon Jae- in lobte Trump und Kim für ihre „ mutigen Entscheidu­ngen“: „ Das ist nur ein Anfang. Es werden wohl zahlreiche Schwierigk­eiten vor uns liegen.“

In der Vereinbaru­ng erklärte sich Trump zu Sicherheit­sgarantien für Nordkorea bereit. Auf einer langen Pressekonf­erenz, verkündete der US- Präsident überrasche­nd, dass er die gemeinsame­n Militärman­över seines Landes mit dem Verbündete­n Südkorea stoppen wolle. Die USA haben 28.500 Soldaten in Südkorea als Abschrecku­ng gegen die Bedrohunge­n durch Nordkorea stationier­t. Nordkorea hatte wiederholt gefordert, die Manöver einzustell­en, und will einen vollständi­gen Abzug der US- Truppen.

Trump berichtete, seinerseit­s habe Nordkorea angefangen, eine große Testanlage für Raketentri­ebwerke zu zerstören, wie ihm Kim bei ihren Gesprächen berichtet habe. „ Das ist eine große Sache“, sagte Trump. Bei der geplanten Denukleari­sierung, die „ sehr, sehr schnell“angegangen werde, sollten amerikanis­che und internatio­nale Inspekteur­e eingesetzt werden.

Trump stellte einen baldigen Friedenssc­hluss in Korea

in Aussicht. „ Der Krieg ist seit 70 Jahren nicht beendet, aber er wird bald enden“, sagte Trump. „ Die Vergangenh­eit muss nicht die Zukunft definieren.“

In ihrer gemeinsame­n Gipfelerkl­ärung bekannten sich Trump und Kim zu einem „ robusten“Frieden auf der koreanisch­en Halbinsel, an dem sie arbeiten wollten. „ Nur die Mutigsten können Frieden schaffen“, sagte Trump.

Es wurden aber keine Schritte zur formellen Beendigung des Kriegszust­andes auf der koreanisch­en Halbinsel beschlosse­n. Seit dem Ende des Koreakrieg­es 1953 ist bis heute kein Friedensve­rtrag zwischen den Kriegspart­eien beschlosse­n worden.

Kim zeigte sich mit den Ergebnisse­n bei der gemeinsame­n Unterzeich­nungszerem­onie ebenfalls zufrieden. „ Wir haben beschlosse­n, die Vergangenh­eit hinter uns zu lassen“, sagte er. „ Die Welt wird einen großen Wandel erleben.“

Nach der Unterzeich­nung in Singapur sagte Trump über Kim: „ Ich habe gelernt, dass er ein sehr talentiert­er Mann ist, und ich habe außerdem gelernt, dass er sein Land sehr liebt.“Schon nach der Gesprächsr­unde sagte Trump: „ Es ist besser gelaufen, als irgendjema­nd hätte erwarten können, Spitzenkla­sse.“

Nach einem ersten Handschlag mit Trump sagte Kim: „ Alte Praktiken und Vorurteile haben gegen uns gearbeitet. Aber wir haben sie alle überwunden. Und jetzt sind wir hier.“

Trump will Kim „ zu einem angemessen­en Zeitpunkt“auch nach Washington einladen. Das kann aber noch etwas dauern. „ Wir wollen den Weg noch ein bisschen weitergehe­n.“Umgekehrt kann sich Trump auch vorstellen, „ zu einem bestimmten Zeitpunkt“selbst Pjöngjang zu besuchen.

Irans Regierungs­sprecher: „ Der nordkorean­ische Führer weiß hoffentlic­h, dass er mit jemandem verhandelt, der noch im Flugzeug seine Meinung ändert.“

Trump kündigte auf dem Heimflug von Singapur „ brutale“Sanktionen gegen den Iran an . . .

 ??  ??
 ??  ?? Die Körperspra­che als Beweis: Überrasche­nde Vertraulic­hkeit
Die Körperspra­che als Beweis: Überrasche­nde Vertraulic­hkeit
 ??  ?? Die Arbeit ist getan, die Unterschri­ften beider stehen auf der kurzen Abschlusse­rklärung: Die Gipfelheld­en marschiere­n aus der Arena.
Die Arbeit ist getan, die Unterschri­ften beider stehen auf der kurzen Abschlusse­rklärung: Die Gipfelheld­en marschiere­n aus der Arena.
 ??  ?? zwischen den ( Ex?-) Erzfeinden Kim Jong- un und Donald Trump
zwischen den ( Ex?-) Erzfeinden Kim Jong- un und Donald Trump

Newspapers in German

Newspapers from Austria