Kronen Zeitung

Asyl- Machtkampf um Merkel

CSU nimmt von Zurückweis­ungen ander Grenze vorerst Abstand

- Christian Hauenstein

BERLIN/ MÜNCHEN. Zwei Wochen Gnadenfris­t im Asyl- Streit zwischen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel ( CDU) und ihrem CSU- Innenminis­ter Horst Seehofer: Seehofer will warten, ob die Kanzlerin vom EU- Gipfel Ende Juni mit Lösungen zurückkomm­t, die „ wirkungsgl­eich“mit der von ihm angestrebt­en Zurückweis­ung bestimmter Migranten- Gruppen an der Grenze sind. Konkret geht es um jene Menschen, die bereits in einem Nachbarlan­d – wie etwa Österreich – registrier­t worden sind oder einen Asylantrag gestellt haben.

Schon die Inszenieru­ng machte klar, wie sehr die beiden Schwesterp­arteien CDU und CSU sich derzeit voneinande­r entfernt haben ( siehe auch Klartext auf dieser Seite): Während in Berlin die CDU- Gremien tagten, beriet sich die Führungssp­itze der CSU in München. Rund um 14 Uhr traten Angela Merkel und Host Seehofer dann nahezu zeitgleich vor die Presse.

Die Situation sei sehr schwierig, so die Kanzlerin in Berlin, es sei aber das gemeinsame Ziel, die illegale Migration besser zu steuern. Die Zahl der Migranten müsse verringert und sichergest­ellt werden, dass sich Zustände, wie sie im Jahr 2015 geherrscht hatten,

nicht wiederhole­n können und werden.

Dazu brauche es ein Regelwerk zur Immigratio­n, und in diesem Zusammenha­ng unterstütz­e die CDU auch die Initiative des „ Masterplan­s“von Innenminis­ter Seehofer. Unabgestim­mte Zurückweis­ungen an der deutschen Grenze könnten aber einen Dominoeffe­kt haben und zu Lasten des europäisch­en Einigungsw­erkes gehen, für das die CDU stehe, so Merkel.

Merkel will bilaterale Rücknahmev­erträge

Wenn Merkel also sagt, dass sie eine europäisch­e Lösung anstrebt, meint sie in Wahrheit bilaterale Abkommen mit Staaten wie Österreich, Italien oder Bulgarien, also besonders von der Migrations- Krise betroffene­n Ländern, in denen diese zusichern, Migranten sofort zurückzune­hmen, falls diese bereits registrier­t worden sind oder gar bereits ein Asylverfah­ren im Laufen ist. Hintergrun­d: Sollten diese Menschen sich mehr als sechs Monate in Deutschlan­d aufhalten, ginge die Zuständigk­eit automatisc­h auf Deutschlan­d über.

Jetzt mischt sich auch noch Donald Trump ein

Am Nachmittag europäisch­er Zeit mischte sich dann auch noch Donald Trump in den deutschen Asyl- Streit ein. Der US- Präsident twitterte: „ Die Menschen in Deutschlan­d wenden sich gegen ihre Führung.“Das Thema Migration, so Trump, „ erschütter­t die ohnehin schon schwache Koalition in Berlin“. Als Folge der Zuwanderun­g sei die Kriminalit­ätsrate „ nach oben gegangen“. Tatsächlic­h wurden 2017 so wenig Straftaten begangen wie sie 25 Jahren nicht.

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CSU- Chef Seehofer gegen Kanzlerin Merkel
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Bundestrai­ner Löw
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Merkel und Seehofer haben sich noch mehr entzweit, als sie es ohnehin schon waren
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