Kronen Zeitung

Alte Platten – alte Lieder

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Ichhab an Spezl, der hört gern Operettenl­iader“, sagte Herr G. zum Richter. „ Er hat a Schippl alte Plattn daham, de hurcht er se auf sein altn Plattnspie­ler an. Für eahm is de Melodie wichtig, und de Stimme; und bei de altn Operettnpl­attn, de was er se auf sein altn Plattnspie­ler anhurcht, is der neumodisch­e Dopplton no gar net drauf.

Unlängst sitz i mit eahm beim Heurichn, kummt a bekannter Operettnsä­nger ins Lokal. , Den hab i auf der Plattn’, hat mei Spezl gsagt. , Des wär a Freud, wann der da jetzt was singert. I hab eahm no nie in natura ghört. I kenn eahm nur von meine altn Plattn, de was i ma auf mein altn Plattnspie­ler anhurch. , Er lasst se scho de Muse kumma’, hab i nach aner Weil zu mein Spezl gsagt.

, Er macht se scho de Lippn nass und huast se leise in de Hand, und umadumscha­un tuat er aa scho, damit de Leit wissn, dass er da is. Jetzt wird er glei was singa!’ – , A so a Freud’, hat mei Freund gsagt.

, Dass i den amal in natura hörn werd, hätt i ma net denkt. I hol ma dann von eahm a Autogramm.’

Glei drauf hat der bekannte Sänger zum Singa angfangt, der ganze Heurichn war stüll und hat zuaghurcht. Nur mei Freund is bei dem Gsangl immer unruhiger wurdn. Wia dann des Liadl aus war und de Leit pascht habn, is mei Spezl mit mir zumTisch des bekannten Sängers ganga. I hab glaubt, er holt se jetzt sei Autogramm, er hat aber nur zum Sänger gsagt: , I bin sehr enttäuscht von Ihna, Herr Master! Warum habn S denn jetzt gar so schnell und mit so aner hochn Stimm gsunga? Auf der Plattn, de was i von Ihna hab, singen Sie des Liad vül langsamer und mit aner tiafn Stimm, wia de Donkosaken. Se glaubn, weil S jetzt da in natura singen, müassn S Ihna gar so tummln? Jetzt war der bekannte Sänger ganz perplex und beleidigt und hat gsagt, er singt immer so wia heut.’

, Naa’, hat mei Freund gsagt. , Mir derzähln Se nix! I hab a paar Plattn von Ihna daham, da singen S vül langsamer und mit aner tiafn Stimm!’

Drauf habn uns a paar Verehrer des Sängers aus dem Lokal gedrängt; i bin glei mit mein Freund zu eahm hamgfahrn, damit er ma de langsame Plattn vurspült. Und glei, wia er de Plattn aufglegt hat, hab i bemerkt, dass ers mit aner ganz falschn Geschwindi­gkeit ohspült.“

Der Spezl („ Auf mein alten Plattnspie­ler san de neumodisch­n Gschwindig­keitn no net drauf“) zog seine Klage gegen einen Gast, der ihn zu brutal aus dem Lokal gedrängt hatte, wieder zurück.

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