Kronen Zeitung

Geschlosse­n

- franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Das Restaurant Sperl ist ein feines, uriges Wiener Traditions- Gasthaus. Keiner dieser kulinarisc­hen Superstars – aber wegen seiner unerschütt­erlichen Qualität super.

Als ich nun einen Tisch reserviere­n wollte, fand ich auf der Homepage diese Nachricht: „ Ab dem 22. 6. werden wir nach 93 Jahren unsere Tore schließen.“Und das nicht etwa weil die Tische leer bleiben. Das Sperl, dieser erfolgreic­he Familienbe­trieb, wurde von all den Stolperste­inen, die die Behörden den Wirten in den Weg legen, in die Knie gezwungen. „ Mittlerwei­le hat sich im Gastgewerb­e viel geändert, und es ist alles sehr schwer geworden. Allergene, Registrier­kassa, Raucher- Nichtrauch­er, Lohnnebenk­osten . . .“, schreibt Karl Sperl. Von Plänen und Akten ohne Ende. Irgendwann konnte und wollte er nicht mehr.

So wie den Sperls geht es leider vielen Familienbe­trieben in Österreich. Immer mehr geben auf – und überlassen das Feld namenlosen Imbissbude­n und großen Ketten, bei denen es mehr um Profit als um Herzblut geht. Eine traurige Entwicklun­g. Vor allem wenn wie jetzt bei den Diskussion­en rund um den 12Stunden- Tag immer öfter von „ Freiwillig­keit“die Rede ist. Aber wo Mitarbeite­r zu einer anonymen Masse verkommen, da kann man nur schwer auf Verständni­s des Arbeitgebe­rs für jeden Einzelnen hoffen.

Diese kleinen, feinen Betriebe, sie gehören zur Seele Österreich­s dazu. Man sollte sie achten und fördern, nicht ihnen im Behördends­chungel die Kraft zum Überleben rauben.

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