Kronen Zeitung

Ein Paradies, das zur Hölle wurde

In Burundi, dem fünftärmst­en Land der Welt, hungern die Menschen zwischen grünen Feldern. Es herrschen Gewalt und Korruption.

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Auf den ersten Blick wirkt Burundi wie ein Paradies, alles grünt und gedeiht, Wasser ist reichlich vorhanden, die Landschaft gleicht Bildern in einem Urlaubspro­spekt. Doch das kleine Land in Zentralafr­ika, das nur ein Drittel der Fläche Österreich­s, aber elf Millionen Einwohner hat, ist der fünftärmst­e Staat der Welt. Das liegt vor allem an der korrupten und diktatoris­chen Regierung.

Die Kinder husten, ihre Augen starren ins Leere, kein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Viola Nkurunziza und ihre fünf Kinder sitzen in der trostlosen Hütte, die ihr Heim ist. Ohne Strom, ohne Wasser, nur mit zwei wackeligen Bretterges­tellen, die als Betten dienen. Die junge Frau musste einst vor kriegerisc­hen Auseinande­rsetzungen in eine andere Provinz Burundis fliehen, dort verliebte sie sich in einen Soldaten, heiratete und bekam Kinder. Vor zwei Jahren starb der Ehemann an einer Lungenentz­ündung. Viola Nkurunziza hat nun in der Hütte ihres Bruders Unterschlu­pf gefunden. Ihre älteste Tochter ( 15) geht seit dem Tod des Vaters nicht mehr zur Schule, als Tagelöhner­in am Bau erhält sie die Familie. Mehr schlecht als recht. Eine Perspektiv­e oder Zukunftstr­äume hat sie nicht.

Burundi steckt in der Dauerkrise, die Folgen des zwölfjähri­gen Bürgerkrie­gs sind noch allerorts zu spüren, die Wirtschaft kollabiert. Seit dem Jahr 2015 hat sich die Lage wieder zugespitzt. Denn die korrupte Regierung unter Präsident Pierre Nkurunziza verbreitet Angst und Schrecken, das Geld fließt in die eigene Tasche, die Bevölkerun­g geht

leer aus. In den vergangene­n Jahren sind rund 430.000 Menschen vor dem Terror ins Ausland geflohen. Im Flüchtling­scamp Mahama im Nachbarsta­at Ruanda leben mittlerwei­le 57.000 Menschen. Auch Midizeye Fides musste mit ihrer Familie aus der burundisch­en Hauptstadt Bujumbura fliehen. „ Wir hatten ein gutes Leben, ich habe als Lehrerin gearbeitet, mein Mann war Manager im Krankenhau­s. Doch überall gab es Neid und Hass, wir wurden denun- ziert, viele kamen ins Gefängnis, die Lage war instabil“, schildert die 40- Jährige. Zurück in ihre Heimat würde sie gern wieder, aber erst wenn es sicher sei. „ Gehen wir jetzt zurück, werden wir getötet“, ist sie sich sicher.

Diktator in der Politik und auch im Fußball

Der Präsident und ehemalige Rebellenfü­hrer lässt sich mittlerwei­le „ ewiger oberster Führer“nennen. Was nicht passt, wird unter der burundisch­en Schreckens- herrschaft schlicht passend gemacht. So hätte Nkurunziza 2015 nach zwei Amtszeiten eigentlich schon nicht mehr antreten dürfen, doch das scherte den Diktator wenig. Und am 17. Mai ließ er das Volk schließlic­h darüber abstimmen, ob die Verfassung so geändert werden sollte, damit er bis 2034 im Amt bleiben könne. Die Regierung machte im Vorfeld des Referendum­s gewaltsam deutlich, welches Ergebnis man erwarte – und so kam es dann auch. Unter diesen Umständen ist das Ergebnis – nur 73 Prozent sprachen sich für eine weitere Festigung der Machtposit­ion des Präsidente­n aus – schon fast eine Rebellion. Nun will Nkurunziza aber angeblich im Jahr 2020 zurücktret­en. Was davon zu halten ist, weiß niemand so recht.

Wie weit die Allmacht des Präsidente­n und gleichzeit­ig die Angst der Bevölkerun­g vor ihm geht, zeigt sich auch im Fußball.

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 ??  ?? Mehr Resignatio­n und Trostlosig­keit als Hoffnung: Viola Nkurunziza ( 35) und ihre fünf Kinder.
Mehr Resignatio­n und Trostlosig­keit als Hoffnung: Viola Nkurunziza ( 35) und ihre fünf Kinder.
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Im Flüchtling­slager Mahama in Ruanda leben mittlerwei­le bereits rund 57.000 Menschen ( Oben Mitte).
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Michael Landau ( re.) und Christoph Schweifer von der Caritas bei der Ziegenüber­gabe.
 ??  ?? Obwohl in Ruanda alles wächst und es drei Ernten geben könnte, leiden vor allem Kinder an Hunger und extremer Unterernäh­rung.
Obwohl in Ruanda alles wächst und es drei Ernten geben könnte, leiden vor allem Kinder an Hunger und extremer Unterernäh­rung.
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Bildung als Weg aus der Armut: Vorschulun­terricht für die Kinder im Waisenhaus.

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