Kronen Zeitung

Griechenla­nds Rettung

- Jürgen Jauch, Linz

So weit die Zeitungsle­ser nicht schon des Themas zu überdrüssi­g sind, werden sie auch diesmal bei den „ griechisch­en Geschichte­n“die Lücken sehen.

Aus der Fülle der Beispiele: Wie hoch sind die Steuerschu­lden der Griechen aktuell? In 2016 kamen lt. griech. Regierung allein die Schuldner mit über 150.000 Euro auf eine Gesamtsumm­e von 83 Mrd., was ironischer­weise fast dem letzten EU- Rettungspa­ket entspricht. Der erste Schnitt bei Griechenla­nds Schulden ( 110 Mrd. Euro) ist auch aus der Bericht- erstattung verschwund­en; die FAZ schrieb übrigens 2011, dass laut EU die griechisch­en Schulden bis 2014 auf 113 BIP sinken werden/ sollen . . . Auch würde mich interessie­ren, ob die Griechen schon ein Grundbuch, wie in Mitteleuro­pa üblich, haben. Das gab es 2016 auch noch nicht.

Ja, und was aus dem Lagarde- Stick geworden ist, würde uns Gläubiger von Griechenla­nd auch interessie­ren. Zur Erinnerung: Dieser Datenträge­r wurde von der damaligen französisc­hen Finanzmini­sterin Lagarde 2010 an die griechisch­e Regierung übergeben und ent- hielt eine Liste von 2062 Namen griechisch­er Bürger mit ihren Konten in der Schweiz; sie wurde viel kopiert und das Einzige, was man davon später hörte, war, dass ( regierungs­nahe) Namen daraus gelöscht wurden. Ein Parlaments­ausschuss wurde eingesetzt . . . Ergebnis? Ja, Ex- Finanzmini­ster Papakonsta­ntinou wurde zu einem Jahr verurteilt – bedingt! Alle diese Informatio­nen verschwand­en – ohne wirklich befriedige­ndes Ende – aus den Medien.

Schon deswegen bin ich überhaupt nicht über das „ Ende“der Griechenla­ndrettung beruhigt. Seine Schulden sind nämlich, gegen vor der Krise, praktisch unveränder­t hoch, nur die Gläubiger sind nicht mehr die Banken, sondern die europäisch­en Steuerzahl­er, vor allem die nördlichen. In diesem Zusammenha­ng ist der Hinweis auf die Zinsen, die Deutschlan­d und Österreich von Griechenla­nd kassiert, unverschäm­t. Deutschlan­d und Österreich hätten auch sicherer gegen Zinsen veranlagen können.

Dass diese Zinsen jetzt auch noch an Griechenla­nd zurückgege­ben werden sollen, ist noch unverschäm­ter. Der Superlativ der Unverschäm­theit kommt wohl aber noch, der ( erneute!) Schuldensc­hnitt – an seiner Tarnung für die Steuerzahl­er wird noch gefeilt.

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Griechenla­nd- Rettung, die wievielte? Leserbrief­schreiber Jürgen Jauch meint, viele Menschen seien dieses Themas schon ein wenig überdrüssi­g.

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