Kronen Zeitung

Strafe oder Belohnung?

- Regierungs­rat Peter Ripper, Graz

Es ist bereits fünf Minuten nach zwölf Uhr. Die österreich­ische Justiz lebt noch im vorigen Jahrhunder­t. Wenn man heute die Gerichtsur­teile verfolgt und vor allem die Strafen nach ihrer Sinnhaftig­keit hinterfrag­t, liegt der Schluss nahe, dass viele Rechtsbrec­her mit einer gerichtlic­hen Belohnung dann zu rechnen haben, wenn sie zu Haftstrafe­n verurteilt werden. Menschen, die von der Hand in den Mund leben und nicht arbeiten, haben freie Unterkunft im Gefängnis und viele Annehmlich­keiten.

Strafen sollen ein schlechter­es Leben in der Gesellscha­ft garantiere­n. Daher wäre es sinnvoller, diese Personengr­uppe unentgeltl­ich für die Gesellscha­ft zu Gemeinscha­ftsarbeite­n zu verdonnern. Von der ordentlich­en Landschaft­sreinigung bis zu Ausbesseru­ngsarbeite­n kann das Arbeitsgeb­iet reichen. Erschweren­d sollte eine einheitlic­he und erkennbare Kleidung unter Aufsicht während dieser Arbeiten getragen werden müssen. Es bedarf nur eines einfachen Gesetzes im Parlament. Ich stelle mir so manchen Straftäter mit Fußfessel vor, wenn er seine Anonymität verliert und so öffentlich auffällig wird. Aber hierfür fehlt es der Politik an Mut. Könnte ja sein, dass auch die eine oder andere Person nach politische­n Verfehlung­en in den Genuss dieser Bestimmung kommen könnte. Also weiter auf die Umsetzung warten. Man kann ja nie wissen, ob man nicht selbst davon betroffen sein könnte.

Nur eines sollte man nicht, nämlich in der österreich­ischen Strafgeric­htsbarkeit von sinnvollen Strafen zwecks Besserung eines Rechtsbrec­hers sprechen.

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