Kronen Zeitung

Abschiedss­chmerz

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Alsdann,

de G schicht war a so“, berichtete Herr R. dem Bezirksric­hter. „ De Frau Nebluschka, mei Nachbarin, hat vur a paar Wochn an Spatzn hambracht, der was se an Flügl brochn ghabt hat. Sie war zu eahm wia a Mutter, hat eahm des Flügerl gschient, hat eahm mit Mehlwürmer gfüadert, und jetzt, wo er wieder gsund is, wollts eahm wieder auslassn.

, Wo lass i eahm denn am bestn aus?’, hats mi gfragt. Sag i: , Am bestn lassn S eahm glei beim Fenster auße.’

, Na’, hats gsagt. , Des is zhoch, des is er no net gwohnt, i lass eahm auf der G assn aus. Begleitn S mi obe, damit mi der Abschiedss­chmerznet gar so überkummt.’

Drauf bin i mitganga, des Spatzerl hats in aner Schachtl ghabt. , Wo soll i eahm denn auslassn?’, hats untn gfragt. Sag i: , Am bestn glei da.’ , Naa’, hats gsagt. , Da im Haus is a Katz, de fangt sen vielleicht, er is ja des Heimtückis­che no net gwohnt. I werd mit eahm in Park umegeh.’ Sie hat mi gebeten, dass i mitgeh, weil allan bricht ihrs Herz, wanns eahm auslasst, bin i halt mitganga. Na, endlich im Park wollts eahm auslassn, siechts a paar Spatzn rafn. , G ottswülln’, hats gsagt, , da lass i eahm aber net aus. Unter de Rafer is er verlurn, so an Fuaderstre­it is er ja net gwohnt.’

, Ja’, wo wolln S denn no mit eahm hin?’, hab i gsagt. , Se können eahm do net a G ouvernante mitgebn. Des Lebn is ebn hart, aa für an Spatzn.

, I werd mit eahm in Jungwald außefahrn’, hat sie gsagt. , Durt san niedere Bam, da hat er net so hoch zum Fliagn, und a guate Luft.’

, Ja, von mir aus’, hab i gsagt und wollt mi entfernen. , Führn S eahm halt in Wald auße. Da können S eahm sogar öfters besuchn, da wird er nämle der anziche Spatz durt sein. Aber mi lassn S jetzt aus.’ Sie hat mi aber net auslassn und hat mi angwant, dass i mitfahr, damit i dabei bin, wanns eahm auslasst, es san ja nur a paar Stationen mitn Autobus. Bin i halt mitgfahrn. Was de Frau aufgführt hat in dem Autobus, dauernd hats den Deckl aufgmacht und hat gruafn: , Jetzt lass i di aus!’

Na, endlich am Waldesrand, hats dann de Schachtel auf an Stan gstellt und aufgmacht. Der Spatz is außegflogn und hat se auf an Ast gsetzt. Dann hat er a Patzerl falln lassn und is furtgflogn. Und wegn so an klan Dreck hamma heut a Verhandlun­g.“

Das Patzerl war einem Wanderer, der im G rase ruhte, ins Auge gefallen. Frau Nebluschka, die von dem Wanderer schwer beleidigt worden war, zog ihre Klage wieder zurück.

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