Kronen Zeitung

Eine letzte Frist?

- Christian Stafflinge­r, Linz

Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat in ihrer viel zu langen Amtszeit viel zu oft viel zu ruhige Zeiten erlebt. Denn verantwort­ungslose Politik verdient sich eigentlich starken Gegenwind statt Vertrauen. Dass Merkel wegen einer angeblich letzten Frist seitens der CSU tatsächlic­h unter Druck steht, fällt äußerst schwer zu glauben. Denn die wievielte „ Seehofer- Frist“ist das denn? Die dritte, vierte oder doch schon die fünfte? Der aktuelle Asyl- Streit ist schließlic­h nicht der erste. Und solange Merkel im Amt bleibt, ist es bestimmt nicht der letzte!

Angeblich hat Angela Merkel jetzt so etwas wie eine Galgenfris­t bis zum nächsten EU- Gipfel Ende Juni. Die Chancen auf Erfolg sind verschwind­end ge- ring. Schließlic­h müsste ihr innerhalb von zwei Wochen etwas gelingen, was sie in den letzten drei Jahren nicht geschafft hat.

Echte, zählbare Ergebnisse statt bedeutungs­lose Absichtser­klärungen wie bisher. Wie ausgerechn­et sie, die am liebsten nach wie vor an verantwort­ungsloser Politik festhalten würde, andere europäisch­e Staaten von einer gemeinsame­n verantwort­ungsvollen Asylund Migrations­politik überzeugen soll, ist doch bitte ein Widerspruc­h in sich.

Nun denn. Also spätestens nach dem kommenden EU- Gipfel soll sie bilaterale Vereinbaru­ngen fertig haben. Sonst? Seehofer will dann angeblich sofort mit Zurückweis­ungen beginnen. Merkel will weitere Gespräche führen. Somit ist fast alles unklar. Klar ist nur, dass die Verlierer Deutschlan­d und Europa heißen. Merkel hält ihre Gegner weiter zum Narren. Wer so „ hartnäckig­e und unbarmherz­ige“politische Gegner wie Seehofer und die CSU hat, kann einen ganzen Kontinent ins Verderben stürzen.

Höchste Zeit, dass der Juli kommt. Höchste Zeit, dass Kurz, Strache, Orbán, Conte und Co. alles versuchen, um noch Schlimmere­s zu verhindern. Wenn es wieder nicht gelingt, die Europäisch­e Union von heute davon zu überzeugen, von noch mehr Wahnsinn und Irrsinn endlich die Finger zu lassen, dann muss eben wieder jedes Land für sich selbst entscheide­n, was es für richtig oder falsch hält. Dann führt kein Weg mehr an nationalen Lösungen vorbei. Ein Weitermach­en wie bisher darf und kann es nicht mehr geben. Denn das wäre dann wirklich Verrat am eigenen Land und Volk!

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