Party- Pläne im Parlament
Merkwürdiges Drehbuch für Sommerfest rund um den Heldenplatz mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka ( ÖVP) als Gastgeber
Ordentlich aufgeblasen wird das für den 5. Juli geplante erste Parlaments- Sommerfest mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka als Gastgeber. In einem der Redaktion vorliegenden Drehbuch einer Eventagentur in St. Pölten, wo sich Sobotka viele Jahre als Landesrat vergeblich Hoffnungen auf den Posten des Landeshauptmanns machte, ist von 3000 bis 10.000 Gästen die Rede. Freilich sind nicht alle Gäste gleich. Sobotkas Party- Regisseure unterscheiden penibel zwischen „ eingeladenen Gästen“und der „ breiten Öffentlichkeit“, wie aus dem Drehbuch für das Parlament hervorgeht.
„ Normale Gäste“und wichtige Gäste
Etwa beim Kapitel „ Catering“, also den bei solchen Anlässen überaus beliebten Speisen- Lieferan-
ten. Da wird vermerkt, dass „ die Öffentlichkeit“sich die Speisen und Getränke selbst zu bezahlen hat. Die „ eingeladenen Gäste“hingegen erhalten einen Essens- und zwei Getränkegutscheine“. Kostenlos freilich. Bei so einem Parlamentsfest muss schließlich schon unterschieden werden zwischen den Wichtigen da oben und dem allgemeinen Fußvolk da unten.
„ Lange Haare, kurze Röcke“
Dafür kann sich das normale Publikum beim „ Parlaments Come Together“( Bezeichnung aus dem St. Pölt- ner Drehbuch für das Hohe Haus) dann „ stündlich Demokratie“ansehen und eine „ historische Zeitreise in das Jahr 1968“machen. Zuvor steht auf dem Programm unter dem Hinweis „ Die Abgeordneten kommen“noch der Musiktitel „ Let The Sunshine in“. Inklusive Tanz,
wie die präzise Regie- Anweisung lautet.
Die Eventagentur hat sich für die Sobotka- Party rund um den Heldenplatz noch etwas aus der Vor-„ MeToo“Zeit einfallen lassen: Mit dem kessen Showblock „ Lange Haare – kurze Röcke“wird für ein „ Interview mit Politik“kräftig vorgeglüht.
„ Es ist leicht, hart zu sein“
Darauf folgt eine programmatische Nummer aus dem Kult- Musical „ Hair“mit dem Song „ Easy To Be Hard“: Es ist leicht, hart zu sein. Unmittelbar danach soll sich die Parlamentsunterhaltung am Donnerstag in einer Woche dem Vietnam- Krieg widmen. Etwa mit Hits aus dem Musical „ Miss Saigon“. Schließlich wird unter dem Arbeitstitel „ Achtung Demo“eine „ inszenierte Demonstration“vorgeführt. Dazu passend die 1968- er Parole: „ Make Love not war“.
Klingt seltsam, steht aber im Parlamentsprogramm so geschrieben. Dem Vernehmen nach soll sich bei einigen Mitgliedern des Parlamentspräsidiums bereits Skepsis breitmachen.