Ernst ist das Leben
Perchtoldsdorf: Oscar Wilde/ Jelinek
In Klagenfurt war’s der große Hit, nun ist die Co- Produktion auch bei den Sommerspielen in Perchtoldsdorf zu erleben: „ Ernst ist das Leben“von Oscar Wilde, in der Bearbeitung von Elfriede Jelinek. Im regensicheren Theatersaal wird jetzt eifrig geschwindelt, verwechselt, aufgedeckt – und auch viel gelacht. Eine solide Theaterproduktion!
Oscar Wildes englische Komödie zählt zu den besten Werken des Genres. Mit scharfem Auge – und brillant formuliert! – nahm Wilde die Doppelmoral seiner Zeit aufs Korn, zeigte eine abgehobene Gesellschaft, die zwischen Lüge, Oberflächlichkeit und falschen Schein- Werten lebt. In ihrer Bearbeitung hat Elfriede Jelinek die Andeutungen Wildes konkret gemacht, die Dialoge zugespitzt. Da wirbeln Sprachspiele, da wird Unausgesprochenes ausgesprochen.
Regisseur Michael Sturminger setzt sogar noch eins drauf und besetzt alle Rollen mit Damen. Das Verwirrspiel wird dadurch noch ver- worrener, die Frage nach der Identität zum zentralen Thema. Durch den Kunstgriff geht es weniger um Handlungsverlauf und Auflösung des Komödienknotens als um ein Gesellschaftsbild.
Und dieses ist hysterisch, übersteigert – und auf der Suche nach sich selbst! Das ganze Theaterwerkl wird dabei selbst zum Kunstwerk . . . Und: Böse und bissig ist dieser Wilde nicht. Eher turbulent und berauscht!
Die Damenriege spielt solide, mit straff umrissenen Charakteren. Raphaela Möst, Elzemarieke de Vos, Miriam Fussenegger, Maresi Riegner: alle flimmernd, bewegt, bewusst überzeichnet! Ein Erfolg!