Kronen Zeitung

Teller- Show

- claus. pandi@ kronenzeit­ung. at

Gestern klassenkäm­pferische Debatten im Parlament, heute Demonstrat­ionen auf den Straßen Wiens, am Montag Betriebsve­rsammlunge­n, die sich zu landesweit­en Streiks auswachsen könnten: Mit dem „ 12- Stunden- Tag“ist der türkis- blauen Regierung erstmals ein Thema gehörig aus dem Ruder gelaufen.

Dass das so gekommen ist, hat einige Gründe.

Ganz generell kommt die Sache mit der Höchstarbe­itszeit bei manchen durchaus nötigen Veränderun­gen nicht wirklich sympathisc­h an. Irgendwie spürt man da das kalte Händchen der Industriel­lenvereini­gung im Nacken. Deren Präsident hat auch prompt im Chor mit Wirtschaft­skammer und Sozialmini­sterin einen schrägen Jubel- Kanon auf den „ 12Stunden- Tag“angestimmt.

Eine andere Ursache liegt in der Natur des letztlich zur Harmonie neigenden Österreich­ers. Wenn zu viele Dinge zu schnell auf einmal passieren, bekommen es nicht wenige mit der Angst zu tun. So begrüßensw­ert der jugendlich­e Elan des Kanzlers sein mag, so angebracht ist es, dass die anderen bei dem von ihm vorgelegte­n Tempo mithalten können. Andernfall­s fühlen sich die Menschen zurückgela­ssen.

Die erfolgsver­wöhnte Regierungs­spitze muss nun aufpassen, dass es ihr nicht ergeht wie dem Artisten im Zirkus, der Teller auf schwingend­en Stangen balanciert. Das kann eine fasziniere­nde Wirkung auf die Zuseher haben. Bis zu dem Moment, an dem der eine Teller zu viel dem Jongleur zugeworfen wird. Dann fällt alles zu Boden und zerbricht in Scherben.

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