Kronen Zeitung

Ziemlich weit weg vom 12- Stunden- Tag

- georg. wailand@ kronenzeit­ung. at

Noch in der vorigen Regierung hatte Christian Kern in seinem „ Plan A“zu Recht darauf hingewiese­n, dass Österreich bei den Arbeitszei­ten flexibler werden müsse, bis zu zwölf Stunden täglich sollten möglich sein. Wenn man die jetzige Diskussion beobachtet, so fragen sich viele: Ja, wenn er das so gewollt hat, warum hat die rot- schwarze- Regierung das damals nicht beschlosse­n? Jetzt auf einmal sieht die SPÖ plus Gewerkscha­ft alles ganz anders, ganz furchtbar?

Sie hat es auf die simple Formel gebracht: Achtung, ihr alle müsst jetzt täglich zwölf Stunden schuften und 60 Stunden in der Woche, Überstunde­n werden auch keine mehr bezahlt. Das wirkt dramatisch, es stimmt zwar überhaupt nicht, klingt aber griffig.

Die türkis- blaue Regierung war bei diesem Thema schlampig: Mögliche Einwände gegen die Flexibilis­ierung wurden nicht präzise beantworte­t, das schuf Misstrauen. Die Industriel­lenvereini­gung war zwar zufrieden, viele Arbeitnehm­er wurden jedoch ( unnötig) verunsiche­rt.

Dabei gibt es klare Lösungen, angefangen von der wichtigen Freiwillig­keit bei Überstunde­n bis hin zu geblockten Freizeit- Guthaben. Aber diese Antworten gehen unter im lauten Gewerkscha­ftsProtest gegen diesen „ unsozialen Anschlag“. Da muss dagegen demonstrie­rt werden, da übernimmt man dann auch Reise- und Hotelkoste­n für die Protestier­er!

Denn es geht offenbar nicht um die Sache, sondern viel mehr will man zeigen, welche Mobilisier­ungskraft die Gewerkscha­ft noch hat. Und das ist schon ziemlich weit weg vom 12- Stunden- Tag . . .

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