„ I bin ka Damdrahrer“
Wir reisen durchs Land und stellen die schönsten Plätze Österreichs vor. Heute Christian Fischers Blick auf Bad Goisern.
Schön wie gemalt! Teilnehmer der Salzkammergut- Trophy, Österreichs größtem Mountainbike- Marathon, der heuer wieder Mitte Juli stattfindet, kennen den ( flüchtigen) Blick von der „ Ewigen Wand“hinunter nach Bad Goisern ( OÖ): Ein eindrucksvolles Panorama mit dem Hallstätter See dahinter, dem Ramsau- Gebirge und dem Sarstein.
Auch die zwei Steintunnel, die hier oberhalb der Rathlucken in den 50er- Jahren in den Fels geschossen wurden, sind ein oft fotografiertes Highlight für die Radler.
Dagegen ist die BlaschekWarte, die rund 50 Meter darüber direkt am Abgrund an der höchsten Stelle der Ewigen Wand steht, eher ein Geheimtipp.
Christian Fischer kennt diesen besonderen Ort gut. So wie er eigentlich die ganze Gegend rund um Bad Goisern wie seine Westentasche kennt. Der 78- Jährige ist Obmann des Wegverbesserungsvereins. 278 Mitglieder, gegründet 1888. Und er hat die Blaschek- Warte, eine überdachte Aussichtsplattform, die einem Goiserer Förster gewidmet ist, vor 19 Jahren gemeinsam mit einer Handvoll engagierter Dorffreunde wieder errichtet.
„ Das meiste Holz“, sagt er und deutet auf die tragenden Rundlinge, „ haben wir natürlich direkt aus dem Wald nehmen können. Aber die schweren 50er- Lärchenpfosten für den Boden, die mussten aus dem Tal herauf. Da ist die Laufgemeinschaft vom Lichtenegger Franzi in Goisern eingesprungen und hat aus dem schwierigen Holztransport ein Sportereignis gemacht,“sagt Christian, lacht und zaubert von irgendwoher zwei kleine Biere, die er für besondere Anlässe in einem kühlen Erdloch versteckt hat.
Ein Klassenzimmer, ein Lehrer. Acht Jahre lang.
Man sieht dem „ Christ“seine 78 Jahre nicht an. Besonders dann nicht, wenn man hinter ihm den Berg hinaufkeucht. Er hat beim Gehen noch Luft zum Erzählen und schiebt mit seinem Stock – wie es zu einem echten Wegverbesserer passt – allenthalben Astwerk und Geroll vom Steig. „ Das gehört sich so“, sagt er.
Ursprünglich stammt Christian Fischer aus Bad Aussee. Der jüngste von fünf Söhnen der Bauersleut Franz und Josefa Fischer.
„ Drei Kühe, zehn Schafe ein paar Hühner und eine Sau, die immer vor Weihnachten geschlachtet wur- de“, erzählt Christian. „ In der Schule waren wir 35 Kinder jeden Alters in einem Klassenzimmer. Ich hatte nur einen Lehrer und den acht Jahre lang. Im Winter hat der Vater als Zubrot Holz gezogen. Wenn das Eis dick genug war, dann hat er das Holz für die Öfen der Salz- Sudhäuser mit den Ochsen direkt übern See ge- bracht. Das war gefährlich, aber natürlich viel kürzer.“
Vor 55 Jahren übersiedelte Christian dann mit seiner Frau Traudi in die Gemeinde Bad Goisern auf die „ Sonnseitn“mit Postkartenblick auf den Hohen Kornberg und die Goiserer Hütte. Stolz sind die beiden auf zwei Söhne und vier Enkelkinder. „ Und es geistert
schon ein bisserl in Richtung Urenkel,“sagt Christian augenzwinkernd.
Der Salzalpensteig gehört nachgefärbelt
Als Maurer und Fliesenleger hatte er in Goisern ein gutes Einkommen. Ob er so etwas wie einen Pensionsschock spürte, als er 1993 zu arbeiten aufhörte? Christian lacht über den „ hervorragenden Scherz“: „ I bin ka Damdrahrer! Bei mir gibt es immer etwas zu tun. Im Verein haben wir an die 40 Kilometer Weg zu betreuen, die der Alpenverein nicht übernimmt. Ausmähen, Wasserschäden richten, die Wegmarkierungen vom Salzalpensteig nachfärbeln. Und das 130- Jahr- Jubiläum der Wegverbesserer, das heuer im August ist. Das muss alles organisiert werden!“
Dann schaut der Christian auf die Uhr. „ Wir müssen weitertun“, sagt er. „ In einer Stund muss ich auf der Hütteneckeralm sein. Da haben wir Pensionistentreffen. Ich kenn zwar keine Noten, aber ich spiel ein bisserl Zug. Und da machen wir oben zu dritt a Musi. Der Krenn Fritz singt, dazu der Besendorfer Hans auf der Tuba und ich auf der Ziehharmonika. Aber merk dir: Wenn du im Leben glücklich werden willst, dann achte zuallererst auf deine Gesundheit. Gleich danach kommt die Zufriedenheit. Und dann, mit großem Abstand, ’ s Geld.“