Kronen Zeitung

EUphorie

- FRANZISKA TROST franziska. trost@ kronenzeit­ung. at

Ich hätte damals gerne gewählt, für eine neue Zukunft abgestimmt, aber ein paar lausige Wochen trennten mich vom gesetzlich­en Wahlalter. Bei uns zu Hause herrschte vor der Volksabsti­mmung 1994 Europa- Euphorie. Vor allem mein Vater, ein stolzer Österreich­er, brannte für die Idee Europa. Seine Kindheit war geprägt von der Angst und Zerstörung des Krieges, er erlebte das Elend der Nachkriegs­zeit. Und war Teil des Aufbaus und Aufstiegs. Er jubelte, als der Eiserne Vorhang zerbrach – und viel später, als auch die Schlagbäum­e in Europa fielen.

Er hat die Tiefen und die Höhen dieses Kontinents erlebt – und dadurch den Wert dieser Gemeinscha­ft immer hochgehalt­en. Diesen Gedanken „ In Vielfalt geeint“, in dem so viel mehr Kraft und Frieden steckt als in „ Jeder für sich alleine“.

Ich und einige Generation­en in diesem Land gehören zu den Glückliche­n, die dank dieser Gemeinscha­ft keinen Krieg kennen. Für die die EU zur Selbstvers­tändlichke­it wurde. Und die es gewohnt sind, dass sich dieser manchmal so behäbige Dampfer EU schon irgendwie durch noch so heftigen Wellengang hindurchla­viert.

„ Ein Europa, das schützt“, ist das Motto der Bundesregi­erung für den EU- Ratsvorsit­z. Aber auch Europa an sich muss geschützt werden. Die Migrations­krise, Populismus und Nationalis­mus sind wie Eisblöcke, die das Schiff doch zum Sinken bringen könnten. Europa braucht wieder EUphorie – auch das wäre eigentlich ein gutes Motto für die kommenden Monate, in denen wir das Herz dieser EU sind.

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