Kronen Zeitung

Regierung bereit für Grenzschut­z

Österreich reagiert auf deutsches Asylchaos

- Doris Vettermann

Das Chaos perfekt – im deutschen Asylstreit haben es Kanzlerin Angela Merkel und Innenminis­ter Horst Seehofer geschafft, dass niemand mehr weiß, wie es nun weitergeht. Österreich will eine gemeinsame Regierungs­linie der Koalition in Deutschlan­d abwarten, aber schon jetzt macht Türkis- Blau klar: Werden Flüchtling­e nach Österreich zurückgewi­esen, gehen die Grenzen hoch. Ein Dominoeffe­kt könnte die Folge sein.

Merkel und Seehofer versuchen die Quadratur des Kreises, einen „ Kompromiss“, bei dem sich jeder der beiden Kontrahent­en als Sieger darstellen kann. Weil so ein Vorhaben de facto aber unmöglich ist und noch viele Fragen offen sind, herrscht nun totales Chaos. Und das nur wegen der bevorstehe­nden Wahl in Bayern, denn alle internatio­nalen Zahlen belegen, dass es derzeit keine größeren Flüchtling­sströme nach Europa gibt.

Seehofer kommt am Donnerstag nach Wien

Deutschlan­ds Innenminis­ter Horst Seehofer, der am Donnerstag zu Gesprächen mit Kanzler Sebastian Kurz und Innenminis­ter Herbert Kickl nach Wien kommt, meinte am Dienstag nach einem Telefonat mit Kurz: „ Ich habe den Eindruck, dass er an vernünftig­en Lösungen interessie­rt ist.“Doch die österreich­ische Antwort auf die Zurückweis­ungen von Flüchtling­en wird Seehofer nicht viele Pluspunkte in Deutschlan­d bringen. Bereits beim EU- Gipfel in der vergange-

nen Woche betonte Sebastian Kurz: Mache Deutschlan­d Ernst, werde Österreich die Grenzen dichtmache­n.

Das stellten Sebastian Kurz, Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache und Innenminis­ter Herbert Kickl gestern erneut klar: Österreich sei auf alle Szenarien vorbereite­t, man sei bereit, Maßnahmen zu setzen, vor allem zum Schutz der Südgrenze. Und man sei nicht bereit, Verträge zu Lasten Österreich­s abzuschlie­ßen.

Nun könnte es in Europa zu einem Dominoeffe­kt kommen, den Minister Kickl erst vor kurzem als wünschensw­ert bezeichnet hatte. Denn dann führe das letzten Endes dazu, dass an den Außengrenz­en der EU Schluss sei, so Kickl Mitte Juni. Der Erste, der auf die österreich­ische Ankündigun­g, die Grenzen zu schließen, reagierte, war Italiens Innenminis­ter, der rechte Starpopuli­st Matteo Salvini. Er sei sofort bereit, Grenzkontr­ollen am Brenner durchzufüh­ren, denn Italien könne davon nur profitiere­n, polterte Salvini.

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Betont staatstrag­end, aber ohne konkrete oder neue Ansage: Innenminis­ter Herbert Kickl, Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Vizekanzle­r Heinz- Christian Strache ( v. li. n. re.).

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