Kronen Zeitung

Das Geheimnis der späten Tore

- georg. fraisl@ kronenzeit­ung. at

Was machst grad?

Ich buch das Viertelfin­ale.

Ähm. Was jetzt erst? A bissl spät, oder?

Aber geh. Last Minute. So geht das heutzutage. Macht jetzt quasi jeder. Schau amol: Die Urus, die Spanier, die Argentinie­r, die Deutschen, die Brasiliane­r . . . Auch die Belgier im Achtelfina­le. Ich schwöre dir: Wenn du deine Tore in der regulären Spielzeit schießt, bist nimma dabei. Old school. Das haben der Schneckerl und der Krankl noch so gmacht. Heutzutage out. Am letzten Drücker, in der letzten Sekunde – das musst machen.

Aber ist das billiger, dieses Last Minute?

Aber wo. Im Gegenteil. Das kostet brutal viel Energie. Da fühlst dich nachher wie eine dreimal ausgequets­chte Zitrone. Von den Nerven will ich gar nicht reden. Den Maradona hat’s ja sogar umghaut. Also bitte. Und so ein Elfmetersc­hießen . . . das hält keiner aus. Da brauchst a Gmüt wie ein Ochse.

Okay – was bringt es dann, die nächste Runde Last Minute zu buchen?

Ach – du bist von vorgestern. Quote, Alter! Denk doch kurz nach. Dreht ja sonst jeder in der 85. Minute die TV- Kiste ab oder wechselt den Kanal. Und diese Last- Minute- Entscheidu­ngen, die machen die Leut so fertig, dass sie nachher völlig erschöpft sogar noch den TV- Experten und der Werbung zuhorchen.

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