Kronen Zeitung

Bibi gegen Rubi

- christian. hauenstein@ kronenzeit­ung. at

Mit 62 zu 55 Stimmen hat die Knesset, das Parlament in Israel, ein kontrovers­es Gesetz verabschie­det, das – wie es heißt – den jüdischen Charakter des Landes stärken soll. Diese bei insgesamt 120 Knesset- Abgeordnet­en ( drei haben sich der Stimme enthalten) nicht gerade sehr deutliche Mehrheit spiegelt die Umstritten­heit des sogenannte­n „ Nationalit­ätsgesetze­s“wider. Von Premier Netanjahu noch vor der Sommerpaus­e durchgebox­t, hat es gewichtige Gegner – allen voran Staatspräs­ident Reuven Rivlin, eigentlich ein Parteifreu­nd des Regierungs­chefs.

Das Match lautet also Bibi gegen Rubi, so die in Israel gebräuchli­chen Spitznamen der beiden Politiker.

Bibi Netanjahu kann für sich behaupten, im Sinne von Theodor Herzl zu handeln, dem Begründer des Zionismus, und er weiß wohl auch eine Mehrheit der Israelis hinter sich.

Rubi Rivlin sieht das Land durch das neue Gesetz in sei- nen Grundfeste­n erschütter­t. Grund dafür ist hauptsächl­ich eine Passage, die es Kommunen künftig erlaubt, „ ihren exklusiven Charakter beizubehal­ten“, wenn in diesen mehrheitli­ch „ Menschen desselben Glaubens und derselben Nationalit­ät“leben. In Anbetracht der Tatsache, dass gut 20% der israelisch­en Staatsbürg­er Araber sind, sieht Rivlin darin eine massive Diskrimini­erung, könnte diesen in Hinkunft doch möglicherw­eise verboten werden, sich an einem bestimmten Ort anzusiedel­n.

„ Die Verfasser der Unabhängig­keitserklä­rung haben

in großer Weisheit darauf bestanden, dass sich die arabische Gemeinscha­ft in Israel nicht so fühlen muss wie die Juden im Exil“, sagt der Staatspräs­ident. „ Judentum und Demokratie sind unauflösba­r verknüpft die beiden festen Fundamente unseres Staates. Wird eines entfernt, bricht das ganze Gebäude zusammen.“

Arabische Knesset- Abgeordnet­e bezeichnen das Gesetz denn auch als „ Apartheids- Gesetz“. Und Rivlin hat wohl recht, wenn er davor warnt, dass das neue Gesetz vor allem Wasser auf die Mühlen der Israel- Kritiker sei.

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Rubi Rivlin und Bibi Netanjahu gehören zwar beide dem Likud an, sind aber alles andere als miteinande­r befreundet.
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