Kronen Zeitung

Bluttat im Streit um Altenheim

77- Jährige wollte Pflegeplat­z, Mann nicht – da stach sie zu

- Kerstin Wassermann

Sie ist mit 77 wohl eine der ältesten Kärntnerin­nen, die je vor Geschworen­en Platz nehmen musste – wegen eines Mordversuc­hs am Ehegatten. „ 53 Jahre sind wir verheirate­t“, sagt sie. „ Er ist mir nicht böse.“Ein Psychiater hält die Frau für unzurechnu­ngsfähig, die Geschworen­en wollen das aber genauer wissen.

„ Mit zunehmende­m Alter kamen die Probleme“, schildert die Frau. „ Ich hatte Zukunftsän­gste, fühlte mich von den Nachbarn verfolgt und wollte mit meinem Mann in ein Pflegeheim siedeln.“Er aber verweigert­e. „ Was sollte aus uns werden? Wir haben keine Kinder, aber genug Geld für ein schönes Heim. Also beschloss ich, erst ihn und dann mich zu töten.“Dazu kam es zum Glück nicht: Der Gatte überlebte die Stichwunde­n am Hals, legte sich damit zunächst sogar noch schlafen. Seit der Bluttat ist die 77- Jährige in psy- chiatrisch­er Behandlung. „ Fühlen Sie sich krank?“, fragt der Richter. „ Ich habe sehr schwache Nerven“, meint sie. Die Diagnose des Gerichtsps­ychiaters – eine wahnhafte Störung, die sich über Jahrzehnte aufgebaut hat und zu weiteren Straftaten führen könnte – überzeugt die Geschworen­en aber nicht. Sie fordern ein neues Gutachten über den Zustand der Frau. Das Gericht sah das ebenso. Daher wurde der Prozess vertagt.

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Anklägerin Sandra Agnoli forderte Einweisung: „ Streit um Heim war ein Motiv.“

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