Kronen Zeitung

Launischer Wettergott

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Bei

einem Gastwirt im Waldvierte­l erschien der 57- jährige Norbert L. und sagte: „ Gehn S, bitte, i hab bei Ihna im Mai anlässlich eines Kurzbesuch­es drei Zimmer für August bestellt. Ans für mi und mei Frau, ans für de Schwiegere­ltern und ans für mein Buam mit der Frau. Mir wolltn alle kumma, weil wir an und für sich Freunde vom schönen Waldvierte­l san. Leider kriagn ma aber jetzt alle miteinande­r erst Urlaub im September. Und ganz ehrlich, da fahrn wir lieber in den Süden. Da ist es im September noch schön warm, und die Garantie haben wir im Waldvierte­l halt nicht.

Außerdem würd es uns net überrasche­n, wenn es nach dieser Hitzewelle und Dürreperio­de im September bei uns nimmer so schön is. Also, bitte san S uns net bes, dass mir es uns anders überlegt habn. Mir werdn bestimmt a andersmal kumma! Könnt i derweil de 300 Euro Anzahlung zruck habn, de was i Ihna gebn hab?“

„ Ja, wo denken S denn hin“, erwiderte der Gastwirt. „ Se san scho der sechste, der was es sich anders überlegt hat und de Zimmer ohbestelle­n tuat. Gott sei Dank san Se der anziche, der was ma a Anzahlung gebn hat. Naa, naa. Kumman S nur schön her mit der Familie.

I hab a paar Packln ganz neiche Schnapskar­tn kauft, damit eich ja net langweilig wird, und außerdem hab i a halberts Dutzend wasserdich­te leuchtendg­elbe Plastikjac­kn kauft, sogar mit Kapuzn, de leich i eich, mit de könnts spaziernge­h, und wanns no so stark regnt; da werdts aa net zsammgschi­ebn, da siecht eich a jeder Autofahrer. Aber wir wol- len ja net den Teufel an die Wand maln. Vielleicht gibts ja sogar Schönwette­r.“

„ Ja, aber vielleicht is gar nix mehr frei im September“, meinte Herr L.

„ Gar nix hab i besetzt“, meinte der Gastwirt. „ Sollte es regnen, könnts mit de Gummistief­eln bis zur tschechisc­hen Grenz auffe spaziernge­h. Und wanns eich durt verirrts, dann machen euch die Tschechen sicher an haßn Tee. Also kummts nur alle her, auf an Thermophor solls ma net ankumma, falls eich in de Bettn kalt wird.“

„ Der Wirt war so zynisch, dass i eahm am liabstn an de Gurgl gsprunga war“, berichtete Herr L. dem Bezirksric­hter. „ I bin dann aa zynisch wurdn, hat er mi durch an Kellner außeschmei­ßn lassn. Mein Huat hat er ma nachghaut, den hat der Wind weit davon geweht. Jetzt is er weg. Des kummt eahm teuer, dem Wirten an der Thaya.“

Der Gastwirt war nicht erschienen. Herr L. fasste neuen Mut und zog seine Klage zurück.

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