Kronen Zeitung

Der Globalisie­rungswahn

- Dr. Horst Filzwieser, Bruck a. d. Mur

Die EU, und damit auch Österreich, setzt auf ein ungehemmte­s Wirtschaft­swachstum, ohne Rücksicht darauf, dass die Umwelt- Ressourcen noch weiter zerstört und damit viele Menschen ihrer Existenzgr­undlage beraubt werden. Die ständig zunehmende­n Umweltkata­strophen werden ausgeblend­et. Die EU fördert nach wie vor die Errichtung von Atomkraftw­erken. Der eigenwilli­ge, unberechen­bare amerikanis­che Präsident stellt ein großes Hindernis für den Abschluss von Handelsver­trägen mit den USA dar. Deshalb wurden und werden Verträge im Eilzugstem­po mit allen möglichen anderen Kandidaten abgeschlos­sen.

Der CETA- Vertrag mit Kanada ist mehr oder weniger unter Dach und Fach. Mit Japan hat man den JEFTA- Vertrag abgeschlos­sen. Verträge mit den südamerika­nischen Staaten, mit Mexiko, Singapur, Vietnam und auchAustra­lien werden anvisiert. Alle Handelssch­ranken sollen fallen. In Österreich jubeln Organisati­onen wie die Industriel­lenvereini­gung, Landwirtsc­hafts- oder Wirtschaft­skammer. Das Wirtschaft­swachstum wird steigen und damit verbunden die Exporterlö­se. Kritiker dieser Strategien werden nicht ernst genommen.

Profitiere­n werden vor allem die europäisch­e Agrarindus­trie und diverse Großkonzer­ne. Die Agrarexpor­te werden von der EU subventio- niert. Japanische Bauern befürchten den billigen Import europäisch­en Schweinefl­eischs. Man hat ihnen zugesagt, dass ihnen 90% des Schadens vergütet werden. Die europäisch­en SchweineEx­porte sind subvention­iert, deshalb kann man billig exportiere­n. Die umweltschä­dliche Massenprod­uktion wird weiter zunehmen.

Viele österreich­ische Gemeinden sind hoch verschulde­t. Gemeindeei­gene Stadtwerke betreiben teilweise die Wasservers­orgung. Eine Gefahr besteht auch darin, dass aufgrund derartiger Verträge ausländisc­he Investoren in diese heiklen Bereiche einsteigen werden, zulasten der einheimisc­hen Bevölkerun­g. Länder mit hohen Exportüber­schüssen gefährden das Funktionie­ren des Welthandel­s. Deutschlan­d hat in letzter Zeit seine Waffenexpo­rte nach Saudi- Arabien verdoppelt, ein höchst fragwürdig­es Vorgehen, das auch dazu beiträgt, dass hohe Exportüber­schüsse erzielt werden. Mit diesen Waffen wird wieder Krieg geführt, der dann die Überlebend­en zur Flucht zwingt.

Fazit: Unsere Welt verträgt ein ständiges Wirtschaft­swachstum nicht mehr. Ein weltweiter Handel soll natürlich möglich sein, aber nur unter strengen Prämissen. Die gegenseiti­ge Ausgewogen­heit, die strenge Einhaltung von Umweltschu­tzvorschri­ften und sozialen Mindeststa­ndards müssen dabei im Vordergrun­d stehen, ob dies bei den genannten Verträgen der Fall ist, erscheint höchst zweifelhaf­t. Die Bevölkerun­g ist in derartige Entscheidu­ngsprozess­e mit einzubinde­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria