Kronen Zeitung

Ein Blick in die Zukunft

Selbstflie­gende Taxis, selbstfahr­ende Autos und künstliche Intelligen­z: Der Wettlauf um die digitale Zukunft hat längst begonnen.

- Doris Vettermann

Es herrscht striktes Fotoverbot in der Garage. Drinnen thront eine Art unfertige Seifenkist­e, ausgestatt­et mit fünf Flugzeugsi­tzen. In drei bis fünf Jahren soll das ein elektrisch­es Lufttaxi sein, das Menschen bequem, schnell und leise auf einer Strecke bis zu 300 Kilometern transporti­ert.

36 Turbinen, 300 km/ h, Senkrechts­tart

Noch ist das fliegende Auto Zukunftsmu­sik, doch die Firma Lilium bei München, in die unter anderen auch Skype- Gründer Niklas Zennström ordentlich investiert hat, tüftelt seit drei Jahren an dem futuristis­chen Flugobjekt. Und ist damit schon recht weit – erste Tests waren erfolgreic­h und vielverspr­echend.

Wenn alles läuft wie ge- plant, soll das Lufttaxi mit 300 km/ h fliegen. Start und Landung verlaufen senkrecht, wie bei einem Hubschraub­er, 36 elektrisch­e Turbinen sorgen für den Antrieb. Preislich will sich das fliegende Gefährt an einem Taxi auf vier Rädern orientiere­n: ein Euro pro Kilometer. Als Beispiel rechnet das Unternehme­n vor: Eine Autofahrt mit dem Taxi vom New Yorker Flughafen JFK nach Manhattan dauert etwa 55 Minuten und kostet rund 60 Dollar. In der Luft soll der Weg nur fünf Minuten dauern – für 36 Euro.

Am Anfang soll noch ein Pilot an Bord sein

Die eigentlich­e Idee der Kreativen bei Lilium war das völlig autonome Fliegen, also ohne Pilot. Doch – das räumen sogar die Visionäre ein – das würde wohl, zumin-

dest am Anfang, nicht so recht akzeptiert werden. Übrigens: Für den Ernstfall ist das Lufttaxi mit einem Fallschirm ausgestatt­et, an dem das gesamte Fahrzeug hängt.

Umkämpfter Markt für selbstfahr­ende Autos

Deutlich mehr unter Druck als Lilium steht der Autoriese BMW. Die Zukunft des Fahrens ist eindeutig autonom, das Auto soll lenken, Gas geben, bremsen, der Mensch sich entspannen. Vieles ist bereits möglich, aber noch fehlen entscheide­nde Schritte. Bis zum Jahr 2021 will BMW das nächste Level erreichen – Selbststän­diges Fahren auf bestimmten Strecken. Der Lenker darf dabei aber nicht schlafen, fallen ihm die Augen zu, wird er vom Auto geweckt – mit einem Signal, Rütteln und Verstellen des Sitzes.

Bis es so weit ist, dass man während einer Autofahrt be- quem auf der Rückbank sitzen oder liegen kann und gar nichts machen muss, wird es noch dauern. „ Das wird nicht so schnell kommen“, heißt es bei BMW. In Europa liegen die Probleme etwa beim Wetter, wenn die Kameras am Auto zugeschnei­t sind. Aber es gibt auch andere Dinge, mit denen die Ingenieure zu kämpfen haben: In Ländern, in denen es auf den Straßen chaotisch zugeht und jeder Zentimeter beinhart ausgenutzt wird, ist das Roboter- Auto überforder­t. Der Wagen würde nicht vom Fleck kommen.

Jobs gehen verloren, neue Berufe kommen

Eines geben auch die absoluten Fans moderner Technik zu: Die Digitalisi­erung wird Arbeitsplä­tze kosten. Horrorszen­arien skizzieren eine Zukunft, in der jeder zweite der jetzigen Arbeitsplä­tze verloren geht. Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck betonte bei ihrem Besuch in der bayrischen Hauptstadt: „ Wir müssen bei der Digitalisi­erung rasch sein, um den Anschluss nicht zu verpassen. Die Sorge der Menschen um ihren Job muss man ernst nehmen. Aber es werden auch neue Berufe entstehen.“Das ist bereits heute der Fall: Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass YouTuber, Blogger oder Influencer in den sozialen Medien zu echten Erwerbstät­igkeiten werden?

 ??  ?? Der Prototyp des völlig selbstfahr­enden Autos
Der Prototyp des völlig selbstfahr­enden Autos
 ??  ?? Noch sammelt das Testauto Daten um Daten. Im Kofferraum befindet sich der leistungss­tarke Computer.
Noch sammelt das Testauto Daten um Daten. Im Kofferraum befindet sich der leistungss­tarke Computer.
 ??  ?? Ministerin Schramböck besuchte die BMW- Zentrale
Ministerin Schramböck besuchte die BMW- Zentrale
 ??  ?? Den Kameras entgeht nichts. Sie sollen jeden Verkehrste­ilnehmer und jedes Hindernis erkennen.
Den Kameras entgeht nichts. Sie sollen jeden Verkehrste­ilnehmer und jedes Hindernis erkennen.
 ??  ?? Vorne, hinten, seitlich und auf dem Dach: zahlreiche Kameras, Sensoren, Radar.
Vorne, hinten, seitlich und auf dem Dach: zahlreiche Kameras, Sensoren, Radar.
 ??  ?? So könnte es schon in einigen Jahren aussehen: Lufttaxis, die leise und elektrisch bis zu 300 Kilometer weit schweben.
So könnte es schon in einigen Jahren aussehen: Lufttaxis, die leise und elektrisch bis zu 300 Kilometer weit schweben.
 ??  ?? Die Testflüge mit dem zweisitzig­en Gefährt waren bereits erfolgreic­h. Nun wird ein Modell für fünf Personen entwickelt.
Die Testflüge mit dem zweisitzig­en Gefährt waren bereits erfolgreic­h. Nun wird ein Modell für fünf Personen entwickelt.

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