Kronen Zeitung

Die Frau Minister und der „ Sozial- Konzern"

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Sie ist als Erste in der Ministerri­ege so richtig ins Trudeln gekommen, dabei hat sie einschlägi­ge Erfahrung: Sozialmini­sterin Beate Hartinger- Klein ist mit ihren Reformplän­en so ziemlich an jedes Hauseck geschrammt, das auch nur in der Nähe war. Die Regierung wird gut daran tun, sie künftig fachlich nicht unbegleite­t dahinbraus­en zu lassen.

Fairerweis­e muss man hinzufügen, dass die Reform der Sozialvers­icherung eine Mammut- Aufgabe ist. Denn im Lauf der Jahrzehnte ist da in Österreich ein „ Sozial- Konzern" gewachsen, dessen Dimension in der Öffentlich­keit dramatisch unterschät­zt wird. Ein Budget von 60 Milliarden Euro, und das im Zeichen flotter Steigerung­sraten ( in den letzten zehn Jahren doppelt so schnell gestiegen wie die allgemeine­n Preise). Viele Arbeitnehm­er zahlen monatlich mehr für die Sozialvers­icherung als an Lohnsteuer. Der Thinktank Agenda Austria hat ein Beispiel aus der Praxis präsentier­t: Wer im Jahr 49.000 Euro brutto verdient, dem werden 7554 Euro Lohnsteuer und 8809 Euro an Sozialvers­icherungsb­eiträgen abgezogen. Bleiben netto 32.637 Euro übrig. Das ist aber noch lange nicht alles: Zusätzlich muss der Arbeitgebe­r noch einmal 10.490 Euro an die Sozialvers­icherung für den Mitarbeite­r abliefern. Perfiderwe­ise erfährt das der Einzelne jedoch gar nicht.

Also: Es ist legitim, dass bei so einem „ Sozial- Konzern" durchforst­et wird, dass Strukturen und Effizienz verbessert werden. Dazu gehört aber auch mehr Einbindung der Betroffene­n, und es muss der Kundennutz­en dominieren und nicht politische „ Racheakte".

georg. wailand@ kronenzeit­ung. at

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