Ohne Filter
Die Urlaubszeit erreicht ihren Höhepunkt. Das merkt man nicht nur an den vielen Abwesenheitsnotizen, die als Antworten im E- Mail- Fach eintrudeln, sondern auch daran, dass auf Instagram noch mehr Reise- Fotos als sonst durchrattern. Eines schöner auf Hochglanz poliert als das nächste. Ein kräftiger Filter da, ein bisschen virtueller Radiergummi dort, wo Problemzönchen das Bild trüben – und schon ist das Urlaubsidyll noch idyllischer.
Es könnte einem der leise Verdacht kommen, dass das Hauptziel des Reisens das perfekte Selfie geworden ist. Als ob das Inszenieren des eigenen Ichs wichtiger ist als das Betrachten und Genießen. Im Selfie drücke sich „ ein unbezwingbares Bedürfnis aus, das eigene Dasein zu bestätigen“, schreibt auch der Autor Marco d’Eramo in „ Die Welt im Selfie“, einer spannenden Betrachtung unseres touristischen Zeitalters.
Ich mache ein Selfie, also bin ich. Und wenn ich mein Selfie in exotischen Destinationen mache, dann bin ich ein bisschen optimierter – und das gibt Likes. Die härteste Währung in den Sozialen Netzwerken. Kein Wunder, dass bei manchen die Urlaubsinszenierung zu harter Arbeit wird.
Doch es gibt gute Nachrichten: Das Selfie ist eine vom Aussterben bedrohte Art! Denn die Königin der Ich- AGs, Kim Kardashian, kündigte an, dass nun Schluss sei mit all den Selbstporträts. „ Selfies sind so was von gestern“, postete sie. Nun denn, wenn sogar sie das sagt, kann man sich ja ganz entspannt zurücklehnen und genießen. Urlaub ist schön – auch ohne Filter.