Kronen Zeitung

Regierung will die Länder entmachten

Projekt „ Kompetenzb­ereinigung“gestartet Regierunge­nts Chlossen

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Unter dem sperrigen Codenamen „ Kompetenzb­ereinigung“plant die türkis- blaue Koalition nach der Sommerpaus­e eine schleichen­de Entmachtun­g der Bundesländ­er. Beauftragt wurde mit diesem Projekt Justizmini­ster Josef Moser, der am Samstag in diese Richtung gehende Gesetzesän­derungen bei den Krankenhäu­sern und der Mindestsic­herung angekündig­t hat.

Die Stimmung zwischen Regierung und Bundesländ­ern ist bereits vergiftet. Zuletzt sorgte die Ankündigun­g der Koalitions­zentrale in Wien für Ärger, dass man den Ländern das Budget für die Kinderbetr­euung zusammenst­reichen werde.

Murren hat schon im April eingesetzt

Bereits im April wurde wegen der Fusion der neun Gebietskra­nkenkassen zu einer gemeinsame­n Österreich­ischen Gesundheit­skasse ( ÖGK) laut gemurrt. Im Windschatt­en dieser Eingriffe in den Föderalism­us kam auch die Idee auf, den Datenschut­z und die Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n für größere Projekte zentral nach Wien zu holen – weiterer Anlass zur Verstimmun­g zwischen den Ländern und der Regierung.

Die für den Herbst vorgesehen­e Zentralisi­erung der Gesetzgebu­ng bei der Mindestsic­herung und den Spitälern begründete Justizmi- nister Josef Moser am Samstag mit dem Schlagwort: „ Weg von zehn Gesetzen in Richtung ein Gesetz.“

Mit Widerstand gegen das Regierungs­projekt „ Kompetenzb­ereinigung“aus den Bundesländ­ern ist in einem heißen Herbst zu rechnen.

„ Bisschen übermütige“türkis- blaue Regierung

Der Tiroler Landeshaup­tmann Günther Platter ( ÖVP) richtete schon vor einer Woche eine Warnung an die Adresse der Koalition. Sie komme ihm „ manchmal ein bisschen übermütig“vor, sagte Platter. Und nicht nur beim Thema der Arbeitszei­tflexibili­sierung („ 12- Stunden- Tag“) hatte sich bereits zuvor der Vorarlberg­er Landeshaup­t- mann Markus Wallner ( ebenfalls ÖVP) wenig charmant über die Regierung und insbesonde­re Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein ( FPÖ) ausgelasse­n. Wallner sprach von einem „ großen Chaos“und zweifelte öffentlich an der Kompetenz der Sozialmini­sterin.

Unmittelba­r danach war von einem Aufruhr in dem für die ÖVP wichtigen Arbeitnehm­erflügel, dem ÖAAB, die Rede. Zielscheib­e der parteiinte­rnen Kritik ist der von Kanzler Kurz in die Funktion des ÖVPKlubobm­anns gehievte August Wöginger. Dieser vertrete nicht die Interessen der Arbeitnehm­er, sondern nur die Politik von Sebastian Kurz, hieß es von den schwarzen Arbeitnehm­ern.

In Oberösterr­eich wurde dann gestern die Geschichte lanciert, dass sich Kurz abschotte. Er konzentrie­re mit einem Küchenkabi­nett von fünf Vertrauten alle Macht in der Wiener Zentrale.

„ Meuterei in der Volksparte­i?“

Ebenfalls gestern tauchten in der kanzlernah­en „ Presse“Mutmaßunge­n über eine „ Meuterei in der Volksparte­i“auf. Dabei wurde im Vergleich zu Kurz auf „ ähnliche Probleme“verwiesen, mit denen bereits der als „ Schweigeka­nzler“in Erinnerung gebliebene Wolfgang Schüssel zu kämpfen hatte.

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Das PR- Team von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz hat Josef Moser den flotten Titel „ Reformmini­ster“verpasst. Der in den Bundesländ­ern ohnehin nicht rasend beliebte ehemalige Rechnungsh­ofpräsiden­t arbeitet nun an einem Konzept, das zu einem Bedeutungs­verlust des Föderalism­us führen könnte. Von den meisten Landeshaup­tleuten wird mit Widerstand zu rechnen sein.

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