Kronen Zeitung

EU- Festspiele in Salzburg

Der Salzburger Eröffnungs­marathon im ZeiChen der europäisCh­en Politik: Brexit- Gipfel vor der „ Zauberflöt­e“.

- Hans Peter Hasenöhrl

MIT DER ERÖFFNUNG DER FESTSPIELE in der Felsenreit­schule ist die Mozartstad­t wieder im Ausnahmezu­stand. Vor der Premiere der „ Zauberflöt­e“kam es zu hochrangig­en politische­n Zusammenkü­nften – Kanzler Sebastian Kurz traf auf die britische Premiermin­isterin Theresa May – und mahnenden Worten von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, Landeschef Wilfried Haslauer und Festredner Philipp Blom ( 2. v. re.) für ein vereintes Europa.

Widersprec­hen wir jenen, die den europäisch­en Untergang herbeirede­n: Mit diesem Satz bringt es Salzburgs Festspiel- Präsidenti­n Helga Rabl- Stadler an diesem glühend heißen Freitagmit­tag auf den Punkt: Die Sorge um ein friedliche­s Europa zieht sich den ganzen Tag über durch den Festspielm­arathon, sie beherrscht auch die Gespräche mit Englands Premiermin­isterin Theresa May, die mit Kanzler Kurz am Abend die Premiere der „ Zauberflöt­e“besucht.

In der Oper findet „ Papageno“im Tempel der Weisheit sein Glück, doch vorerst muss er mit seiner „ Pamina“Prüfungen bestehen: Tugendhaft. Löblich. Verschwieg­en. So soll er sein.

Treffpunkt um 10 Uhr das Kaffeehaus – natürlich – Mozarts. Wilfried Haslauer begrüßt seine Bürgermeis­ter aus dem Land, die Stärke der Salzburger ÖVP.

Sechs Reihen Bundesheer. In der Ferne sieht man eine Bettlerin aus dem EU- Staat Rumänien an der Mauer leh- nen. Der Bundespräs­ident kommt. Zackige militärisc­he Begrüßung.

Der Tross setzt sich in Bewegung, Staatsober­haupt und Landeschef an der Spitze. Eine Hundertsch­aft von Polizisten bildet eine „ Rettungsga­sse“in den engen Straßen der Altstadt. Vor allem Touristen applaudier­en.

Die Musik intoniert den „ Rainermars­ch“: „ Wir schützten unser Vaterland, wir siegen oder sterben für unsere Heimat!“

Das neu errichtete Denkmal für die Bücherverb­rennung 1938 schaut keiner an.

Am Weg, in der Galerie Welz, hat man Eduard Angelis „ Lagune mit Mond“ausgestell­t, am Abend ist Jahrhunder­t- Mondfinste­rnis.

Felsenreit­schule. Festakt. 206 Aufführung­en. 42 Tage. 18 Spielstätt­en. Samstag ist hier „ Salome“- Premiere. In den historisch­en Gemäuern werden im September die EU- Regierungs­chefs tagen.

Die Salzburger sind stolz auf den Europa- Gipfel. Nur dass ihre traditione­lle Schranne, eine Art bäuerliche­r Naschmarkt, entfallen muss, das gab es noch nie.

Wilfried Haslauer philosophi­ert sich genial durch die Geschichte: 1918 und 1938.

( Einen Bericht über alle Festspielr­eden lesen Sie auf der Kulturseit­e)

Stefan Zweigs Haus am Kapuzinerb­erg nannten sie das „ Haus Europa“. Die Welt von gestern. Der Bundespräs­ident ernst und dann ziemlich locker: Die Pradler Ritterspie­le habe er gesehen, da werde nach Applaus das Köpfen auf der Bühne wiederholt.

Beim Essen in der Alten Residenz, ehemals Sitz der Fürsterzbi­schöfe, sind die Tische nach den Stücken dieses Sommers benannt: Nur die Tafel mit der Aufschrift „ Hunger“bleibt leer.

Sicherheit total am Nachmittag: Die Landtagspr­äsidentin holt Theresa May vom Flughafen ab. Na ja, irgendetwa­s über Salzburg als europäisch­e Stadt werde sie im „ Small Talk“schon anbringen. Vielleicht.

Kanzler Sebastian Kurz empfängt May im Hotel Sacher, das Bombensuch­hunde vorher penibel durchschnü­ffelt haben. Während Kurz und May um 23 Uhr das gute Ende der „ Zauberflöt­e“erleben – die Königin der Nacht wird von Sarastro in die ewige Nacht gestürzt, Tamino und Pamina sind im Kreis der Eingeweiht­en aufgenomme­n – haben Tausende Salzburger längst die Hitze der Stadt verlassen und bei klarer Nacht auf den nahen Bergen den roten Mond und den Mars betrachtet.

Ein Jahrhunder­tschauspie­l.

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Alexander Van der Bellen empfing Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa ( rechts) zum Arbeitsges­präch.
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 ??  ?? Perfekter Slalom durch das Minenfeld des Begrüßungs­zeremoniel­ls: Präsidenti­n Helga RablStadle­r.
Perfekter Slalom durch das Minenfeld des Begrüßungs­zeremoniel­ls: Präsidenti­n Helga RablStadle­r.
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Kurz hofft auf keinen harten Brexit, May lobte den TrumpJunck­er- Deal. Beide wollen weiter zusammenar­beiten.

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