Liebe Helga Rabl- Stadler,
als Präsidentin der Salzburger Festspiele hofften Sie in einem Radio- Interview nun auf die „ Neugierigen“im Publikum am Fuße der Festung. Zum Unterschied zu den „ Altgierigen“, wie Sie sich ausdrückten.
Was für eine geniale Wortschöpfung. Und – auf mich maßgeschneidert. Denn ich bin halt ein „ Altgieriger“.
Einer, der erlebt hat, wie Klaus Maria Brandauer auf dem Domplatz als Jedermann brannte. Statt zu philosophieren, wie Tobias Moretti.
Einer, der sich zu den Orchesterproben ins Große Festspielhaus einschlich, was damals noch möglich war, und Zeuge wurde, wie sich Herbert von Karajan am Dirigentenpult festschnallen ließ, weil sonst seine lädierten Bandscheiben nicht mitgemacht hätten.
Einer, der Eliette, die Frau des Maestros, in der Getreidegasse beobachtete, wie sie im strömenden Regen Strümpfe und Schuhe auszog und bloßfüßig zum Dinner im Goldenen Hirschen erschien.
Und einer, der Curd Jürgens im selben Hirschen an der Seite einer unbekannten schwarzen Schönheit entdeckte, aber nicht wagte, den „ normannischen Kleiderschrank“nach dem Namen der Holden zu fragen, stattdessen ein hochkulturelles Interview führte, das niemanden interessieren würde, was Jürgens natürlich wusste, weshalb er mir, als niemand hersah, den Namen ins Ohr flüsterte.
Hat mit Hochkultur nix zu tun, ich weiß. Aber ich bin halt ein „ Altgieriger“.