Wir „ Kinder der Aufklärung“
Von den Salzburger Festspielen: Die Reden zur Eröffnung
„ Das war eine großartige Einleitung, Strauss’ Sieben Schleier- Tanz, gespielt vom Mozarteumorchester mit Kent Nagano, dann kommt der Bundespräsident. Wie lange mussten Sie da nachdenken, Herr Hinterhäuser? Wir wissen, wie es weitergeht, ziemlich gefährlich.“Alexander Van der Bellen zur Festspiel- Eröffnung.
Er war der Schluss- und zugleich Eröffnungsredner und bezog sich wie Festspielpräsidentin Helga RablStadler, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Minister Gernot Blümel und Festredner Philipp Blom auf die nicht wägbare, dennoch wunsch- und willensgestärkte Zukunft Europas. Wir sollten, meinte der Bundespräsident, „ die Herausforde- rungen mit Mut, Zuversicht und Fantasie bewältigen und uns vor einer freiwilligen Verzwergung hüten. Die Leidenschaft als eingeimpften Wahnsinn gibt es nirgendwo ergreifender, packender als in der Kunst“.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer sagte, „ wir begehen diese Gedenken von 1918 und 1938 mit dem Glück der Spätgeborenen, doch: Ist eine Wiederholung ausgeschlossen?“Er zitierte eine Legende: Ronald Reagan habe angeblich den Film „ The Day After“gesehen und danach mit Michail Gorbatschow eine atomare Abrüstung vereinbart. Was ja nicht ganz geklappt hat. Aber, so Haslauer: „ Welche Filme sieht denn Donald Trump?“
Die Festspielpräsidentin Helga Rabl- Stadler rief dazu auf, „ jenen zu widersprechen, die ihre Redegewalt für europäische Untergangsszenarien missbrauchen. Investieren wir in unsere rhe- torische Stärke, in unsere Tatkraft, um die faszinierende Idee eines vereinten Europas voranzutreiben.“
Minister Gernot Blümel erklärte, „ es brauche keine Gleichschaltung Europas, was uns manchmal fehlt, ist etwas Emotionales“. Er erwähnte Identität und Diversität und brachte noch einen kryptischen Spruch ein: „ Niemand verliebt sich in einen Binnenmarkt.“
Festredner Philipp Blom sprach von den „ Atemzügen der Aufklärung“, die „ riskantes Denken“bedingen. Davon, dass der Spruch, „ wir wären alle Kinder der Aufklärung“, zur Phrase verkommen sei. Denn die Gegenwart zeige den mächtigsten Angriff darauf. Die „ Fake News“liefern geradezu eine Parodie darauf. Da die Zukunft zur Bedrohung geworden ist, wollen wir sie in einer „ immerwährenden Gegenwart“vermeiden. Und uns gegen die dauernde, fließende Destabilisierung wehren. Im Rückzug in die „ Festung Europa“. Und „ Wer Ängste schürt, kontrolliert Menschen.“Kinder der Aufklärung? Derzeit eher nicht.