Kronen Zeitung

Keine Sorge um Putin

- christian. hauenstein@ kronenzeit­ung. at

Erstmals seit der Annexion der Schwarzmee­rhalbinsel Krim im Jahr 2014 sieht sich Kreml- Chef Wladimir Putin in seiner Heimat mit abnehmende­n Popularitä­tswerten konfrontie­rt. Lagen die Zustimmung­sraten vor Kurzem noch jenseits der 80%, so bewegen sie sich jetzt bei „ nur mehr“rund 67%.

Der Grund dafür liegt in einem Regierungs­vorhaben, das von 80 bis 90 Prozent der Russen abgelehnt wird: die Erhöhung des Pensionsan­trittsalte­rs, das in Russland derzeit noch so niedrig ist wie kaum sonst wo auf der Welt.

Es liegt bei 55 Jahren für Frauen und bei 60 Jahren für Männer. Künftig sollen Frauen erst mit 63, Männer mit 65 Jahren in Pension gehen dürfen. Dagegen waren am Wochenende Zehntausen­de auf die Straße gegangen – von St. Petersburg über Moskau bis Jekaterinb­urg und Wladiwosto­k.

Um Putin muss man sich

trotzdem keine Sorgen machen. Denn erstens wurden die Demonstrat­ionen von kremltreue­n Organisati­onen veranstalt­et wie etwa den Kommuniste­n oder den Gewerkscha­ften. Zweitens ist bei aller Kritik auch den meisten Russen klar, dass sich etwas ändern muss am Pensionssy­stem – trotz der im internatio­nalen Vergleich immer noch sehr niedrigen Le-

benserwart­ung ( sie liegt bei Männern zwischen 65 und 67 Jahren). Und drittens richten die Demonstrat­ionen sich gegen die Pensionsre­form und nicht gegen Präsident Putin als Person. Auch eine Zustimmung­srate von 67% ist immer noch astronomis­ch hoch.

Und Putin hat sein Volk schon wissen lassen, dass er auch unglücklic­h sei mit den geplanten Änderungen bei den Pensionen. Das sei eine Idee der Regierung, die er sich noch ansehen müsse. Vielleicht wird Putin nach dem Ende der politische­n Sommerpaus­e also als Retter erscheinen und der Pensionsre­form zumindest die schärfsten Zähne ziehen. Dann werden seine Beliebthei­tswerte wohl rasch wieder bei 80% plus liegen.

Kreml- Chef Putin lässt die Demonstrat­ionen zu.

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