Kronen Zeitung

Genkorrigi­erte Zellen

In Salzburg entwickelt­en Mediziner eine wirksame Therapie für Schmetterl­ingskinder

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Epidermoly­sis bullosa junctional­is ( EB) ist eine genetisch bedingte, sehr schmerzhaf­te Hauterkran­kung, bei der die Epidermis, die Oberhaut, nicht richtig mit den unteren Hautschich­ten verbunden und verzahnt ist. Da die Haut von Betroffene­n so verletzlic­h ist wie die Flügel eines Schmetterl­ings, nennt man sie auch Schmetterl­ingskrankh­eit.

Bisher galt sie als unheilbar, doch drei Wissenscha­fter lassen mit einer erfolgvers­prechenden Gentherapi­e aufhorchen. Unter ihnen befindet sich der Österreich­er Prof. Dr. Johann Bauer, Primar der Universitä­tsklinik für Dermatolog­ie an der Paracelsus Medizinisc­hen Privatuniv­ersität in Salzburg und medizinisc­her Leiter des EB- Hauses Austria. Gemeinsam mit Prof. De Luca aus Italien und Doz. Hirsch aus Deutschlan­d behandelte­n sie im Sommer 2015 erstmals ein Schmetterl­ingskind mit der Gentherapi­e an der gesamten Haut.

„ Nach behördlich­en Vorbereitu­ngen wurden im September 2015 HautBiopsi­en, also kleine Hautstückc­hen, des Kindes nach Modena an das Zentrum für regenerati­ve Medizin geschickt, aus denen dann Keratinozy­ten, das sind Zellen der Oberhaut, isoliert wurden. Zur Genkor- rektur wurden im Labor intakte, gesunde Genkopien in die Zellen des Kindes eingesetzt“, erklärt Prof. Bauer.

Schließlic­h wurden aus diesen genkorrigi­erten Zellen Dutzende hauchdünne Oberhaut- Transplant­ate, jeweils etwa von der Größe einer Handfläche, gezüchtet. Dann führten die Mediziner im Laufe von vier Monaten drei Transplant­ationen durch, um alle betroffene­n Körperstel­len des Schmetterl­ingskindes abzudecken. „ Da die ursprüngli­chen Hautstückc­hen ja vom gleichen Patienten stammten und vom Immunsyste­m daher als körpereige­n akzeptiert wurden, wuchsen die Transplant­ate so gut an, dass heute keine Übergänge zwischen ihnen zu sehen sind. Darüber hinaus ist die transplant­ierte Haut seit drei Jahren stabil und kann voll belastet werden“, freut sich Bauer.

Somit konnte aus wenigen entnommene­n Zellen nahezu die gesamte Haut des Kindes regenerier­t werden. Es brachte auch neue wissenscha­ftliche Erkenntnis­se, die für zukünftige Anwendunge­n auf anderen medizinisc­hen Gebieten von großer Bedeutung sind.

Die Arbeiten wurden im November 2017 in der renommiert­en Fachzeitsc­hrift Nature veröffentl­icht und von der Patienteno­rganisatio­n DEBRA ( Dystrophic Epidermoly­sis Bullosa Research Associatio­n) Austria unterstütz­t.

In dieser Serie stellen wir Projekte von Spitzenfor­scherinnen und - forschern in Österreich vor. AusgewPhlt werden sie von Prof. Dr. Georg Wick vom Biozentrum der Medizinisc­hen UniversitP­t Innsbruck.

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Prof. JohAnn BAuer ist seit über vier JAhren PrimAr der SAlzburger UniversitP­tsklinik für DermAtolog­ie.

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