Kronen Zeitung

Neun Länderchef­s, neun Meinungen

Johanna Mikl- Leitner, die Grande Dame der ÖVP, regiert Niederöste­rreich mit absoluter Mehrheit – poltern wie Pröll ist dennoch nicht ihre Art.

- von Thomas H. Lauber

Frau Landeshaup­tfrau, ihr Verhältnis zum Kanzler gilt innerhalb der ÖVP als besonders gut. Sebastian Kurz hat Ihnen bei der umstritten­en Wiener City- Maut Unterstütz­ung zugesagt. Schafft das Niederöste­rreich nicht auch alleine?

Die Citymaut ist bereits abgesagt. Und das ist auch gut so. Eine solche Maut ist nichts anderes als eine Pendlerste­uer. So etwas kommt mit mir nicht infrage! Jeder vierte niederöste­rreichisch­e Arbeitnehm­er hat seinen Job in Wien – diese Menschen sind durch das Pendeln bereits mehr als genug belastet. Da können wir ihnen doch keine Prügel zwischen die Beine werfen.

Nun plant die Regierung eine Kompetenzb­ereinigung zwischen Bund und Ländern. Fürchten Sie, dass dadurch Ihr Einfluss sinken könnte?

Ich hoffe, dass wir endlich zu einer klaren Kompetenzv­er- teilung kommen. Und wenn man die Sache mit Hausversta­nd angeht, dann wird es für niemanden etwas zu befürchten geben. Im Gegenteil: Dann wird es nur Gewinner geben – nämlich unsere Landsleute.

Wo sehen Sie die Chancen in diesem neuen Anlauf zur Staatsrefo­rm?

Unter anderem darin, die vielen Doppelglei­sigkeiten abzubauen. Wenn man sich darauf einigt, dass jeder das macht, was er am besten kann, dann spart das sowohl Zeit als auch Steuergeld. Der Bundesrat steht im Ruf,

seiner Rolle als Länderkamm­er immer weniger gerecht zu werden. Ist der Bundesrat in seiner jetzigen Form überhaupt noch zeitgemäß?

Die Länderkamm­er vertritt ja nicht nur die Interessen der Länder, sondern ist auch die zweite Kontrollin­stanz zur Arbeit der Bundesregi­erung – das halte ich durchaus für zeitgemäß.

Sollten Ihrer Meinung nach mehr Bundesbehö­rden in die Länder ausgelager­t werden?

Ja, dafür spreche ich mich seit Langem aus. In der Schweiz und in Deutschlan­d befindet sich jede vierte Bundesbehö­rde in den Ländern. In Österreich sind es gerade einmal fünf Prozent. Dabei ist aber jedem Österreich­er klar, dass die anderen Bundesländ­er als Standorte um nichts schlechter sind als Wien. Ich halte das jedenfalls auch für die Stärkung der

Regionen für eine wichtige

Strategie. In Ni Niederöste­r- d öster reich gehen wir den Weg der Dezentrali­sierung bereits. Wir verlagern gerade 500 Arbeitsplä­tze aus der Landesverw­altung in St. Pölten direkt in die Regionen.

Bei der Mindestsic­herung, in der Niederöste­rreich quasi das Vorbild war, aber auchdem 12Stunden- Tag kam von Ihnen keine Kritik. Wie sieht es bei der Kinderbetr­euung aus? Hier will der Bund ja sparen.

Die Verhandlun­gen laufen noch. Ich pflege lieber das direkte Gespräch als Verhandlun­gen über die Medien. Niederöste­rreich galt unter Erwin Pröll als das einflussre­ichste Bundesland. Wie wollen Sie diese Rolle anlegen?

Niederöste­rreich ist nach wie vor das größte Bundesland. Meine Landsleute haben mir für meinen Stil des Miteinande­rs einen Vertrauens­vorschuss gegeben. Darum will ich diesen Stil nicht nur in Niederöste­rreich, sondern auch zwischen Land und Bund leben. Aber auch für das Miteinande­r braucht es immer mindestens zwei. Kaum wurden Details der von der Regierung geplanten Beschneidu­ngen der Länderkomp­etenzen bekannt, lassen die mächtigen Länderchef­s ihre Muskeln spielen. Das Verhältnis BUND und LÄNDER ist derzeit distanzier­t bis unterkühlt, die KRONE fragte bei allen neun Landeshaup­tleuten in dieser heute startenden SERIE nach.

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Seit April 2017 lenkt MiklLeitne­r die Geschicke im St. Pöltner Landhaus
 ??  ?? Betonte Einigkeit beim Sommerwand­ern mit dem Kanzler.
Betonte Einigkeit beim Sommerwand­ern mit dem Kanzler.

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