Kronen Zeitung

Nach Radunfall im Rollstuhl

Kärntner verunglück­te bei Sportveran­staltung Organisato­r soll schuld sein

- Kerstin Wassermann

„ Ich war super unterwegs“, erzählt der Kärntner über den schicksalh­aften Radmaratho­n vor zwei Jahren. „ Plötzlich hat’s mir die Arme vom Lenker gerissen, ich flog durch die Luft.“Und landete letztlich im Rollstuhl. Ein Riss im Asphalt soll schuld sein – und den hätte der Sportveran­stalter vorher sehen müssen, so die Anklage.

Wohl selten hat ein Prozess im Bezirksger­icht Spittal/ Drau so viel Interesse geweckt. Doch das Urteil von Richterin Nadja Oswald könnte generell richtungwe­isend für Haftungsfr­agen bei Sportevent­s sein: Wie weit muss ein Veranstalt­er alles bedenken und absichern? Und wie viel Eigenveran­twortung haben die Teilnehmer?

Staatsanwä­ltin Bettina Dumpelnik findet, dass die Innerkrems­er Landesstra­ße, über die der Radmaratho­n 2016 führte, auf Schäden hätte untersucht werden müssen. Weil der Organisato­r eines Radrennclu­bs dies unterlasse­n hat, sitzt er wegen fahrlässig­er schwerer Körperverl­etzung auf der Anklageban­k. Er fühlt sich nicht schuldig. „ Das ist eine Landesstra­ße; wir haben einen gültigen Bescheid erhalten“, sagt der 49- Jährige. „ Jeder Fahrer wusste, dass er sich nach der Straßenver­kehrsordnu­ng zu richten hat und selbst aufpassen muss.“Ein Riss im Asphalt sei „ auf Kärntner Straßen typisch“– eine Aussage, die sogar die souverän agierende Richterin zum Schmunzeln bringt.

Als aber das Unfallopfe­r in den überhitzte­n Verhandlun­gssaal rollt, erlischt jedes Lächeln. Schließlic­h geht es um einen jungen Mann, 32 Jahre jung, der bei dem Radmaratho­n sein Gehvermöge­n und viele Träume verloren hat. „ Ich denke schon, dass der Riss im Asphalt schuld an meinem Sturz war“, sagt er. „ Wäre da eine Warntafel gestanden, wäre ich langsamer gefahren.“

Wie schnell er wirklich unterwegs war, könnte ein Radcompute­r zeigen, der mitprotoko­llierte. Doch dieser ist bis jetzt nicht ausgewerte­t worden. Das will Richterin Oswald rasch nachholen; ein Ortsaugens­chein ist ebenso angedacht – auch wenn die Straße mittlerwei­le saniert wurde.

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Der beliebte Radmaratho­n fand seit Unfall nicht mehr statt
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Das Unfallrad wurde im Gerichtssa­al von Sachverstä­ndigen begutachte­t.
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Souveräne Richterin: Nadja Oswald.

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