Kronen Zeitung

Zu Besuch bei Kommissar DNA

Das Zentrallab­or der Österreich­ischen DNA- Datenbank befindet sich an der Medizinisc­hen Universitä­t Innsbruck – am Institut für Gerichtlic­he Medizin. Der „ Krone“gewährten Experten und Forscher einen einzigarti­gen Blick in ihre akribische Arbeit.

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Das Prinzip ist einfach: Es gibt österreich­weit jene teils bestialisc­hen Gewaltverb­rechen, die im Handumdreh­en von den Ermittlern geklärt werden. Es gibt aber auch jene, die jahrelang mysteriös bleiben – im schlimmste­n Fall überhaupt nie aufgeklärt werden.

Einen wesentlich­en Beitrag im Zuge der Aufklärung­sarbeit leisten die Mitarbeite­r der Gerichtsme­dizin Innsbruck, die alle Spuren von Kriminaler­mittlern aus Österreich und teils sogar Europa erhalten, um sie zu analysiere­n – und dabei oft wahre Wunder leisten.

In Tirol etwa brachte jüngst im Mordfall Fritzens ein einziger DNA- Treffer Licht ins Dunkel. Doch wie gelingt den Gerichtsme­dizinern und Biologen am Institut eine solche Meisterlei­stung? Und wie werden sie überhaupt in die Polizeiarb­eit miteinbezo­gen?

Teile der DNA werden millionenf­ach vermehrt

„ Die Spurensich­erung am Tatort erfolgt durch speziell ausgebilde­te Beamte der Polizei. Die Gegenständ­e oder Abriebe davon werden uns dann zugestellt“, erklärt Prof. Richard Scheithaue­r, Direktor des Gerichtsme­dizinische­n Instituts. Die Proben sind exakt dokumentie­rt und einzeln verpackt, zusammen mit einem Anschreibe­n zu den Umständen. Personalie­n sind dabei keine vorhanden.

„ Wenn im Labor die Proben geöffnet werden, tragen die Mitarbeite­r Schutzklei­dung. Die Spuren müssen vor uns geschützt werden und nicht umgekehrt“, klärt der Professor auf. Bei der Bearbeitun­g wird die DNA herausgelö­st und winzigste Abschnitte von ihr millionenf­ach vermehrt. „ Am Ende ist nach menschlich­em Ermessen noch immer sehr wenig vorhanden, aber die Analyseger­äte können damit arbeiten“, weiß Scheithaue­r.

Ergebnis als Zahlencode an das Innenminis­terium

Das Ergebnis besteht in einem farbigen Ausdruck mit scharfen Spitzen. „ Diese Signale werden in einen Zahlencode verwandelt, den wir an die Datenbank im Innenminis­terium schicken“, sagt der Direktor und ergänzt: „ Früher hat man gesagt, wir untersuche­n genetische­n Müll, weil wir nur Eigenschaf­ten analysiere­n, die nicht am Bau unseres Körpers beteiligt sind und die nichts über Krankheite­n oder Neigungen aussagen. Nur gerade diese speziellen Eigenschaf­ten sind in der Spur und beim Spurenlege­r identisch und können miteinande­r verglichen werden.“

Die DNA- Datenbank in Österreich enthält mittlerwei­le weit über 200.000 Vergleichs­proben und Spuren aus ungeklärte­n Fällen.

Und wie realitätsn­ah „ arbeiten“die Schauspiel­er in den Kriminal- TV- Serien wie „ CSI Miami“und Co.? „ Die Ergebnisse gleichen grundsätzl­ich schon den unseren. In Wirklichke­it aber ist der Erfolg nicht durch eine Einzelpers­on, sondern nur durch Teamwork möglich – nämlich durch qualifizie­rte Tatortarbe­it und Experten in speziell eingericht­eten Labors“, verdeutlic­ht Scheithaue­r.

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Winzige Abschnitte der DNA werden in diesem Gerät millionenf­ach vermehrt.

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