Kronen Zeitung

„ Bund nicht gegen die Länder ausspielen!“

Der steirische Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer steht im Föderalism­us- Streit voll hinter Bundeskanz­ler Sebastian Kurz

- Gerhard Felbinger

Herr Landeshaup­tmann, während Ihre LH- Kollegen aus dem Westen die Bundesregi­erung kritisiere­n, stärken Sie dem Kanzler den Rücken. Sind Sie mit der Arbeit der Regierung wirklich so zufrieden?

Der Start ist geglückt, jetzt kommen die Mühen der Ebene. Die Regierung hat einiges zustande gebracht – den Familienbo­nus etwa, den die steirische Familienmi­nisterin auf Schiene gebracht hat. Natürlich gibt es auch Punkte, mit denen ich nicht einverstan­den bin – das kläre ich dann aber nicht über die Medien. Alles in allem macht Sebastian Kurz seinen Job sehr gut. Er bricht verkrustet­e Strukturen auf, leitet Reformen ein, will Österreich verändern. Da hat er meine volle Unterstütz­ung.

Sie haben LH- Kollegen, die sich offen gegen den Bund stellen, kritisiert . . .

Nein, da wird versucht, einen Keil hineinzutr­eiben. Ich habe nur erinnert, was wir mit dem Kanzler vereinbart haben. Und ich erinnere gerne noch einmal daran, wo wir waren, als Kurz die Partei übernommen hat: Abgeschlag­en auf Platz 3 – und nun stellen wir den Kanzler und die größte Fraktion im Parlament. Vieles wird zu schnell vergessen!

Hat Kurz ihre Unterstütz­ung auch dann noch, wenn er den Ländern Kompetenze­n und Einfluss wegnimmt?

Der Kurz- Kurs wird klar r unterstütz­t. Wir in der Steiermark wissen, wie es ist, Reformen nicht nur anzukündig­en, sondern sie auch umzusetzen. Als wir ankündigte­n, Gemeinden, Schulen und Bezirke zusammenzu­legen und Landtag und Regierung zu verkleiner­n, fand das breiten Applaus. Bei der Umsetzung selbst regiert aber dann das Floriani- Prinzip – frei nach dem Motto: „ Reformen ja, aber bitte nicht bei mir!“

Da braucht man langen Atem, Durchsetzu­ngskraft, Überzeugun­gsfähigkei­t. Wir haben die Reformen gegen Widerständ­e durchgeset­zt. Da waren schmerzhaf­te Erfahrunge­n dabei, aber unser Weg war richtig. Vieles, was früher heftig umstritten war, wird heute auch von Gegnern akzeptiert. Der Kanzler ist jetzt in der Phase, in der die Reformen bekämpft werden, und da hat er meine Unterstütz­ung. Echte Reformen tun weh, alles andere wäre untauglich­e Kosmetik.

Das heißt, Sie wären bereit, Kompetenze­n abzugeben?

Wenn es sinnvoll ist, dann ja! Man muss immer auch die gesamtstaa­tliche Verantwort­ung der Bundesländ­er im Blick haben. Ich halte nichts davon, den Bund gegen die Länder auszuspiel­en. Wir sind ein Österreich, und wir müssen an einem Strang ziehen, damit wir allen Bürgerinne­n und Bürgern gute Zukunftspe­rspektiven bieten können. Das geht nur mit vertrauens­voller Zusammenar­beit. Die Länder werden ein Reformpart­ner für den Bund sein.

Welche Verantwort­ungsbereic­he wollen Sie dem Bund abtreten?

Da schwirren sehr viele unterschie­dliche Themen herum. Da wird über Dinge debattiert, die noch im Fluss sind. Es ist nicht mein Stil, mich an diesen Diskussion­en zu beteiligen und dem Verhandlun­gspartner über Medien etwas auszuricht­en.

Gibt es in diesen Verhandlun­gen für Sie eine rote Linie?

Österreich darf nicht zu einem unpersönli­chen und hauptstadt­fokussiert­en Zentralsta­at werden. Die Vielfalt der Länder macht den Charme und den Erfolg unserer Republik aus. Daher ist die Identität der Bundesländ­er meine rote Linie.

Was ist der Schwerpunk­t für die Zukunft, den Sie für die Steiermark setzen?

Unser Fokus liegt ganz klar auf Forschung und Entwicklun­g. Was die wenigsten wissen: Es gibt kaum ein Handy, das ohne steirische Technologi­e auskommt. In der Forschung und Entwicklun­g sind wir europaweit gemeinsam mit Baden- Württember­g an der Spitze. Die forschungs­intensive und entwicklun­gsgetriebe­ne Industrie sorgt in der Steiermark für Tausende Arbeitsplä­tze. Dass dieser Weg, den wir eingeschla­gen haben, richtig ist, zeigen auch die Arbeitsmar­ktdaten. Seit zwei Jahren sinkt die Arbeitslos­igkeit bei uns weit stärker als im Österreich­durchschni­tt. In den nächsten Jahrzehnte­n wird sich viel – auch die Arbeitswel­t – verändern. Wir wollen diese Veränderun­g mitgestalt­en und nicht nur Passagier sein.

Die Regierung plant, die Kompetenze­n der Bundesländ­er zu beschneide­n. Das Verhältnis zwischen BUND und LÄNDERN ist derzeit unterkühlt, die KRONE fragt in dieser Serie bei allen neun Landeshaup­tleuten nach.

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„ Krone“- Redakteur Felbinger ( li.) mit LHSchützen­höfer.
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Fotos: Jauschowet­z Christian, Felbinger LH Schützenhö­fer: „ Kein K Zentralsta­at.“

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