Kronen Zeitung

Bahnbreche­nde Forschung

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Prof. Richard Scheithaue­r spricht mit der „ Krone“über den idealen Spurenträg­er, die Analysemet­hoden und das vielverspr­echende EU- Forschungs­projekt „ Visage“.

Wie sieht der ideale Spurenträg­er für die aufwendige Analyse im Labor aus? Wenn sich ein Täter seinen Mund abwischt und danach etwas berührt, dann ist das optimal. Er hat dadurch eine Unzahl vom Körper ab- gestoßene Zellen auf dem Spurenträg­er hinterlass­en.

Sind auch Haare brauchbar und gut geeignet?

Wenn ein Haar von selbst ausfällt, ist es biologisch abgebaut und die DNA im Haarschaft weitgehend zerstört. Besser geeignet sind daher ausgerisse­ne Haare.

Wie haben sich die Analysemet­hoden im Laufe der Jahrzehnte verändert?

Die Ergebnisse der frühen DNA- Analysen aus den 90er- Jahren können mit heutigen Ergebnisse­n verglichen werden. So sind Treffer auch nach Jahrzehnte­n möglich. Der Fort- schritt liegt darin, dass wir immer geringere Spurenmeng­en und auch Spuren in einem schlechten Zustand analysiere­n können.

Unvollstän­dige Ergebnisse verunsiche­rn viele Laien und schüren Zweifel. Ist diese Einstellun­g gerechtfer­tigt?

Nein. Auch wenn wir ein unvollstän­diges DNA- Profil haben, können wir garantiere­n, dass es korrekt ist. Was nicht analysiert werden konnte, hat zu keinem, aber keinesfall­s zu einem falschen Ergebnis geführt. Bei einem Treffer in der Datenbank ist die Wahrschein­lichkeit, dass die Spur von dieser Person stammt, geringer als bei einem vollen Profi. Aber ein DNA- Treffer ist immer der Anfang der Polizeiarb­eit und nicht das Ende. Und die wird dadurch zielgerich­tet und auch kostengüns­tig.

Kann man die Arbeit im Labor noch verbessern?

Die Forschung steht nie still – auch dank neuer Technologi­en. Wir sind führend am derzeit größten einschlägi­gen EU- Projekt „ Visage“beteiligt. Wir arbeiten daran, dass man in Zukunft durch die DNA- Analyse auch über das äußere Erscheinun­gsbild Aussagen machen kann. Das betrifft etwa die Augen- und Haarfarbe, das biologisch­e Alter und die genetische Herkunft einer Person. Das Projekt läuft noch zwei Jahre.

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