Der Körper ist für sie Testobjekt
ImPuls Tanz, Odeon: Meg Stuart & Damaged Goods
Sie zählt zu den Revolutionären des Tanzes: Amerikas Starchoreografin Meg Stuart setzte mit der 1994 in Brüssel gegründeten Compagnie Damaged Goods im zeitgenössischen Tanz eine Neuorientierung in Gang: Nun gastiert sie zum zwölften Mal beim Wiener international ImPuls Tanzfest im Odeon.
An sieben Abenden gewährt Stuart, die soeben mit dem Goldenen Löwen der Tanzbiennale von Venedig geehrt wurde, mit ihren Damaged Goods Einblicke in ihr aktuelles Lab mit „ Serious Fun“, in ihre „ Solos & Duets“( gestern) und in ihre berühmt gewordene psychologische Studie „ Blessed“von 2007 ( MuseumsQuartier, 8., 10. August), einen Tanzklassiker.
Im Odeon sah man „ Solos & Duets“: eine Bilanz ihres OEuvres aus 25 Jahren. Eine Genealogie, in der Vergangenheit auf Gegenwart trifft, und Zukünftiges anklingt.
Fünf Stücke – „ Inflamável“( Teil aus „ The Greatest Show on Earth“, „ oh yeah huth“( 1995), „ Dust“( 2012), „ Signs of Affection“( 2010) und Duett aus „ Until Our Hearts Stop“– einen Kampf für zwei nackte Damen ( 2015) – werden von den hervorragend trainierten Tänzern Márcio Kerber Canabarro, Vânia Rovisco, Maria Scaroni & Claire Vivianne Sobottke perfekt vorgeführt.
Sie führen aber auch in Stuarts ungewöhnliche ( Körper-) Technik, Tanzsprache und Ausdrucksmöglichkeiten ein: Der Körper ist Subjekt und Objekt zugleich, unbeständig, verletzlich, selbstreflexiv. Durch Improvisation erkundet Stuart körperliche und emotionale Zustände.
Am eindrucksvollsten: „ Inflamável“( Kostüme: Jean- Paul Lespagnard), für zwei Körper im Überlebenskampf in einer zerstörten Landschaft. Perfekt: Márcio Kerber Canabarro als Mann auf hohen Stelzen, dessen Köper zu einem Objekt für extreme Verrenkungen degradiert wird, und Vânia Rovisco.