Für die Mönche hat’s etwas mehr Geld gegeben...
Regisseur Ruzowitzky über seinen neuen Film „ Narziss und Goldmund“, zu dem er auch das Drehbuch verfasst hat. Er erzählt, warum er es x- mal umschreiben musste und warum es bis zum Drehstart vier Jahre gedauert hat.
Oscar- Preisträger Stefan Ruzowitzky
Stefan Ruzowitzky, am D onnerstag beginnen die D reharbeiten zu Ihrer ersten Literaturverfilmung „ Narziss und Goldmund“von Hermann Hesse. Warum gerade dieser Roman, den die meisten von uns ja schon zu Schulzeiten gelesen haben. Hat Sie das Thema dieser beiden Freunde so beschäftigt?
Nein, die Produzenten dieser deutsch- österreichischtschechischen Koproduktion haben mich vor vier Jahren gebeten, ein Kino- taugliches Drehbuch zu diesem Roman zu verfassen. Aber ich hab ihn sehr wohl auch mit sechzehn schon gelesen, und meine Frau hat vor Kurzem sogar die Ausgabe gefunden, die ich damals hatte. Bei diesen beiden sehr unterschiedlichen Freunden, die ihre Lebenswege gehen, fragt man sich ja selber: Bin ich eher Narziss – intellektuell, analytisch – oder eher Goldmund, sinnenfroh und künstlerisch. Und – wie lautet Ihre persönliche Antwort?
Na ja, ich bin halt so eine Mischung, wie die meisten. Als Regisseur, der mit vielen Leuten zu tun hat, extrovertiert ist, bei dem sich alles um Äußerlichkeiten dreht und um schnelles Entscheiden, da bin ich mehr der Goldmund. Im Gegensatz dazu als Autor, bei dem alles nur im Kopf passiert, nur aus dem Inneren heraus, da bin ich eher der Narziss. Aber auf Dauer wär mir das zu fad. Den Wechsel zwischen diesen beiden find ich hingegen spannend.
Ihre D reharbeiten beginnen im Stift Zwettl, wo imJuli auch das Casting für die Mönche stattgefunden hat!
( lacht) Ja, weil die Geschichte der beiden Freunde ja in einer mittelalterlichen Klosterschule spielt. Da haben wir natürlich viele Komparsen gebraucht; wobei es leichter war, Klosterschüler zu finden, weil die keine Tonsur brauchen, sondern nur seitlich die hinteren Haare hochgeschoren tragen. Und das ist ja jetzt sowieso Mode. Bei den Mönchen war’s
ein bisschen schwieriger, weil sich die Komparsen eine Tonsur schneiden lassen müssen. Für die gab’s dafür auch mehr Geld. Ich war bei diesem Casting selber dabei, denn Mittelalter hat halt schon das spezielle Gesicht – zum Beispiel mit einer großen Nase, etwas hagerer und natürlich – so ein kleines Wohlstandsbäuchlein geht gar nicht.
Vom Erstgespräch bis zum D rehbeginn vier Jahre – ist das für einen europäischen Kinofilm nicht ein etwas langer Zeitraum?
In Wirklichkeit gibt’s das Projekt sogar schon seit Ewigkeiten, weil es vor mir schon mehrere gescheiterte Drehbuch- Versuche gegeben hat. Es ist deshalb so schwierig, weil’s halt sehr philosophisch ist und mandas Ganze umformen und dramatisieren muss, damit der Zuschauer emotional hineingezogen wird. Und bei mir hat’s dann so lange gedauert, weil es etliche Versionen gegeben hat. Schließlich können ja nicht nur die Produzenten, sondern auch der Verlag und der Verleih mitreden. D er Verleih?
( lacht) Klar, man kann ihn draußen lassen, aber dann kriegt man auch erst nach Fertigstellung das Geld. Wie hoch ist eigentlich das Budget für diesen Kinofilm?
Rund zehn Millionen. Es ist schon eine der größten deutschen Film- Produktionen. Im Übrigen hatten natürlich auch noch die HesseErben ein Wörtchen mitzureden, die immer versucht haben zu erahnen, was der Großvater wohl gemeint hätte. Wie oft mussten Sie Ihr D rehbuch umschreiben?
Endlos oft! Aber es gab immer wieder durchaus gute Argumente, und das wilde Diskutieren ist ja oft auch hilfreich. Und ich hab das Buch natürlich auch zeitgemäß verändert: So zieht ja Goldmund durchs Land, und alle Frauen geben sich ihm freudvoll hin. Bei mir sind diese Frauenfiguren schon etwas stärkere Frauen.
Inwieweit thematisieren Sie im Film das Thema Homosexualität, das gerade bei diesem Buch von Hermann Hesse ja immer wieder diskutiert wurde?
Ein bisschen. Dagegen haben die Erben auch nie etwas gesagt. Obwohl die Homosexualität im Buch ja nicht direkt angesprochen wird; aber Narziss sagt schon: „ Du träumst von Mädchen, ich träum von Jünglingen.“Generationen von Oberstudienräten haben das bewusst überlesen. Aber das ist schon ein Leid des Narziss. Und das ist das Interessante und Zeitgemäße: Zwei beste Freunde in der Jugend – dann kommt der eine drauf, dass ihn der andere liebt.